Washington – Der rassistische Attentäter von Charleston ist nach Einschätzung eines US-Bundesrichters verhandlungsfähig. Der Prozess gegen den 22-jährigen Dylann Roof, der im Juni 2015 in einer afroamerikanischen Kirche neun Menschen tötete, kann damit am kommenden Montag mit der Auswahl der Geschworenen beginnen, wie Richter Richard Gergel am Freitag entschied.

Der Prozessbeginn war vertagt worden, weil die Verteidiger verlangten, die psychische Verfassung des Angeklagten zu prüfen.

Bundesrichter Gergel machte in seiner dreiseitigen Entscheidung keine näheren Angaben zum Gesundheitszustand Roofs. Trotz Protesten von Überlebenden, Hinterbliebenen und Journalisten fand die Anhörung hinter verschlossenen Türen statt, auch ein Protokoll wurde nicht veröffentlicht. Gergel verwies auf das "Recht des Angeklagten auf einen fairen Prozess und eine faire und unparteiische Jury".

Das Attentat von Charleston im Bundesstaat South Carolina war der schlimmste rassistische Gewaltakt in der jüngeren Geschichte der USA. Der Attentäter hatte sich im Juni 2015 still unter die Teilnehmer einer Bibelstunde in der Emanuel African Methodist Episcopal Church gemischt. Dann schoss er plötzlich um sich. Im Kugelhagel starben Pastor Clementa Pinckney und acht Gemeindemitglieder.

Roof wurde nach der Tat mit Hilfe von Video-Aufnahmen als Täter identifiziert und am Tag darauf festgenommen. Er wird sich nicht nur vor dem Bundesgericht verantworten müssen, sondern ab Jänner auch vor einem Gericht in South Carolina. Dem Attentäter droht in beiden Prozessen die Todesstrafe. Seine Verteidiger haben ein Schuldgeständnis in Aussicht gestellt, wenn ihm ein Todesurteil erspart bleibt. (APA, 25.11.2016)