Fidel Castro hat Kuba fast 50 Jahre lang regiert.

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Havanna – Politiker aus der ganzen Welt reagierten auf die Todesnachricht aus Havanna. Neben dem Papst, dem aktuellen und dem künftigen US-Präsidenten äußerten sich auch einige Spitzenpolitiker aus Österreich zum Ableben Fidel Castros.

Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) haben Castro als große Persönlichkeit gewürdigt. Castro sei jemand gewesen, dem "man die Bezeichnung 'historisch' nicht versagen kann", sagte Fischer. Für viele Menschen hätte Castro "die Hoffnung auf eine gerechtere Welt" verkörpert, meinte Bures.

Die Motive der Revolution gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista verdienten Anerkennung und hätten weltweit Aufsehen erregt und auch viel Zustimmung gefunden, so Fischer. Aber das historische Gesetz, das Revolutionen in den allermeisten Fällen zu neuen autoritären Strukturen führten, hätte sich auch in Kuba bewahrheitet. Umso wichtiger seien daher die Bemühungen aus jüngster Zeit, das Land zu öffnen.

"Ich bin Fidel Castro zum ersten Mal im Jahr 1980 in Havanna begegnet und war von seiner Persönlichkeit und seiner Ausstrahlungskraft, die er sich bis ins hohe Alter bewahrt hat, sehr beeindruckt. Die Nachricht vom Tode Fidel Castros hat mich menschlich sehr berührt, und ich möchte seinem Bruder Raúl Castro und dem kubanischen Volk meine aufrichtige Anteilnahme zum Ausdruck bringen", so Fischer.

Castro, der Kuba über fast 50 Jahre lang geführt hat, habe zweifellos auch auf internationaler Ebene zu den prägendsten politischen Persönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt, erklärte Bures. Wie kaum ein anderer habe er die Hoffnungen von Millionen auf eine gerechtere Welt verkörpert. "Sein Kampf für eine gerechtere Welt ging allerdings auch mit Verletzungen und Einschränkungen demokratischer und menschenrechtlicher Grundwerte in Kuba einher", so Bures.

Der zuletzt eingeleitete Prozess einer Demokratisierung und Öffnung Kubas böte gemeinsam mit der deutlichen Verbesserung im Verhältnis zu den USA die Chance, dass das kubanische Volk sein volles Potenzial entfalten könne. "Es ist zu hoffen, dass der von Präsident Obama so mutig eingeschlagene neue Weg im Umgang mit Kuba auch von seinem gewählten Nachfolger fortgesetzt wird", sagte die Nationalratspräsidentin.

Maradona: "Der Größte ist gestorben"

Fußballidol Diego Maradona hat Castro als die weltweit bedeutendste Persönlichkeit bezeichnet. "Der Größte ist gestorben", sagte Maradona (56) am Samstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Zagreb, wo er beim Endspiel des Davis-Cups zwischen Argentinien und Kroatien war.

"Er war der Größte, weil er alles wusste, er hat Dinge vorhergesehen und dem Volk gegeben, was das Volk verdiente", sagte der Weltmeister von 1986, der vier Jahre in Kuba gelebt und dort eine enge Freundschaft mit Castro geknüpft hatte.

"Das Erbe, das er hinterlässt, ist unermesslich. Hoffentlich verstehen die Politiker der Welt wenigsten fünf Prozent der Worte und des Erbes, das Fidel hinterlässt", sagte der Argentinier, der ein Fidel-Tattoo auf seinem talentierten linken Bein trägt. Maradona unterzog sich in Kuba von 2000 bis 2004 einem Drogenentzug.

Er habe mit Castro öfters mehrstündige nächtliche Gespräche über Fußball und Politik geführt, sagte Maradona. "Er war dann nach drei Stunden Schlaf wieder auf, ich schlief bis in den Nachmittag", erinnerte er sich lachend. Nach Abschluss des Tennis-Finales am Sonntag wolle er zur Beerdigung Castros nach Kuba fliegen.

Obama: USA sind euer Freund

US-Präsident Barack Obama hat der kubanischen Bevölkerung, "dass sie in den Vereinigten Staaten einen Freund und Partner haben". Zugleich sprach er der Castro-Familie sein Beileid aus.

"Wir wissen, dass dieser Augenblick bei Kubanern (...) große Emotionen auslöst", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Demokraten. Fidel Castro habe den Verlauf des Lebens einzelner Menschen, von Familien und der Nation auf vielerlei Weise verändert. Die Geschichte werde über die enorme Wirkung dieser einzelnen Persönlichkeit auf die Menschen und die Welt um ihn herum urteilen.

In Kuba reagierten viele Menschen mit Bestürzung und Trauer auf den Tod Castros, in Miami hingegen feierten Exil-Kubaner die Todesnachricht.

Obama hatte die Beziehungen zu Kuba nach sechs Jahrzehnten Eiszeit normalisiert – für eine "Zukunft, in der unser Verhältnis nicht von unseren Differenzen bestimmt wird, sondern von den vielen Dingen, die wir als Nachbarn und Freunde teilen", schrieb der US-Präsident.

Trump: "Fidel Castro ist tot!"

Der künftige US-Präsident Donald Trump teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter erst kurz und knapp mit: "Fidel Castro ist tot!" Später bezeichnete er Castro als "brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte lang unterdrückt hat".

Kuba sei nach wie vor ein "totalitärer" Staat, erklärte Trump. Er hoffe, dass der kommunistische Karibikstaat nun vor einer Zukunft stehe, in der "das wundervolle kubanische Volk endlich in Freiheit leben kann".

Papst: "Gefühle des Schmerzes"

Papst Franziskus hat Kubas Staatspräsident Raúl Castro in einem Schreiben kondoliert. Dabei drückte der Heilige Vater "Gefühle des Schmerzes" aus. Er werde für Castro und für das kubanische Volk beten, versicherte der Heilige Vater.

In den vergangenen 20 Jahren wurde eine deutliche Lockerung im Verhältnis zwischen Staatsführung und Kirche erreicht. Ausdruck der Entwicklung waren die Besuche von Papst Johannes Paul II. (1998), Benedikt XVI. (2012) und Franziskus (2015) in Kuba.

Rouhani: "Unermüdlicher Kämpfer"

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat Castro als einen "unermüdlichen Kämpfer" für die Unabhängigkeit Kubas und Lateinamerikas gewürdigt.

"Besonders in dieser ungerechten Zeit gab es mit Fidel Castro glücklicherweise einen Mann, der sich bis zu seinem letzten Tag für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt hat", sagte der iranische Präsident.

Hollande: "Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts"

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat Castro als "eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts" gewürdigt. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, erklärte er am Samstag in Paris. Castro gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der UDSSR geendet habe.

Frankreich habe die Verletzung von Menschenrechten angeprangert, sich aber immer gegen das US-Embargo gegen Kuba ausgesprochen. Deswegen habe Paris den neuen Dialog zwischen den beiden Ländern begrüßt. Hollande erinnerte daran, dass er im Mai vergangenen Jahres als erster Staatschef seines Landes das nachrevolutionäre Kuba besuchte.

Rajoy: "Figur von historischer Bedeutung"

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat den Verstorbenen als "eine Figur von historischer Bedeutung" gewürdigt. Der konservative Politiker übermittelte am Samstag auf Twitter der Regierung und den Behörden Kubas sein Beileid. Die große kubanische Exilgemeinde in Spanien, sowie im US-Bundesstaat Miami feierte dagegen den Tod des 90-Jährigen.

Man habe die Nachricht mit "tiefer Freude" zur Kenntnis genommen, sagte der Sprecher der "Plattform Kuba Demokratie Sofort", Rigoberto Carceller, der Nachrichtenagentur efe. Die Organisation rufe für Samstag zu einer "Feierkundgebung" vor der kubanischen Botschaft in Madrid auf. "Man kann wegen des Todes eines Diktators nicht traurig sein, das ist ein großer Moment für Kuba", betonte er. Castro habe Oppositionelle ins Gefängnis stecken und erschießen lassen. Nun sei auf der Insel ein friedlicher Übergang zur Demokratie möglich.

Putin: "Symbol einer Epoche"

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Castro als "Symbol einer Epoche" gewürdigt. In einem vom Kreml am Samstag zitierten Telegramm an Raúl Castro hieß es: "Fidel Castro war ein aufrichtiger und verlässlicher Freund Russlands".

Der Name dieses "herausragenden Staatsmanns" werde "zu Recht als Symbol einer Ära in der modernen Weltgeschichte" angesehen, so Putin. Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, Castro habe der "härtesten Blockade" der USA widerstanden und sein Land "gestärkt". Ungeachtet des auf ihn ausgeübten "enormen Drucks" habe er Kuba auf den "Weg der unabhängigen Entwicklung" geführt. Er werde stets als "großer Politiker" in Erinnerung bleiben, der "in der Geschichte der Menschheit eine tiefe Spur" hinterlassen habe.

EU-Politiker würdigen Bedeutung von Revolutionsführer

Mehrere EU-Politiker haben Castro als bedeutende Figur der Zeitgeschichte gewürdigt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte am Samstag in Brüssel: "Fidel Castro war ein entschlossener Mann und eine historische Gestalt. Er stirbt in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten. Und großer Veränderungen in seinem Land."

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte: "Fidel Castro war eine der historischen Gestalten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution. Mit dem Tod Fidel Castros hat die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held war."

Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, schrieb auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Fidel Castro hat Kuba, Lateinamerika und die Weltpolitik geprägt. Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem kubanischen Volk in die Zukunft."

Die wärmsten Worte fand die deutsche Chefin der Linksfraktion im Europaparlament, Gabi Zimmer. "Wir werden uns an Fidel Castro als heroischen Staatsmann des 20. Jahrhunderts erinnern", der an der Seite Che Gueveras gegen den Diktator Fulgencio Batista kämpfte, teilte sie mit. "Wir werden uns auch an Castro erinnern als jemanden, der an sozialistische Ideale glaubte und die Selbstbestimmung der Völker unterstützt hat." Dank "Castros Vision und Führungsstärke" sei Kuba heute eines der bestentwickelten Länder der Region.

Staatschef Xi Jinping: "Immer weiterleben"

"Das chinesische Volk hat einen guten und wahrhaftigen Genossen verloren. Genosse Castro wird immer weiterleben", so Chinas Staatschef Xi Jinping.

Indiens Premierminister Narendra Modi: "Indien betrauert den Verlust"

"Fidel Castro war eine der größten Ikonen des 20. Jahrhunderts. Indien betrauert den Verlust eines großen Freundes", sagte Indiens Premierminister Narendra Modi.

Kanadas Regierungschef Justin Trudeau: "Umstrittene Figur"

"Castro, ein Revolutionär und legendärer Redner, hat die Bildung und Gesundheitsversorgung in seinem Inselstaat maßgeblich verbessert. Obwohl er eine umstrittene Figur war, haben seine Anhänger und Gegner seine außerordentliche Liebe und Hingabe für das kubanische Volk anerkannt."

Maduro: "Erbe fortsetzen"

Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro rief dazu auf, Castros "Erbe fortzusetzen". "Alle Revolutionäre" müssten die von ihm hinterlassene "Fackel der Unabhängigkeit und des Sozialismus" weitertragen, schrieb Maduro im Kurzbotschaftendienst Twitter. (red, APA, 26.11.2016)