Wien – Der grüne Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat ein Video einer Holocaust-Überlebenden ins Netz gestellt, die vor der Wahlkampf-Rhetorik der FPÖ warnt. Die 89-jährige Frau sieht sich darin an die Zeit erinnert, bevor die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Van der Bellen ist für sie der Kandidat, der für Frieden und Gleichberechtigung ist, lautet ihre Botschaft.

Laut dem Wahlkampf-Team Van der Bellens hat sich die Frau selbst gemeldet und um ein Gespräch gebeten, das gefilmt und in weiterer Folge auf die Facebook-Seite des Kandidaten gestellt wurde. "Meiner Mutter war es sehr wichtig, sich in dieser Phase des Wahlkampfes öffentlich zu äußern und Stellung zu beziehen", kommentierte die Tochter der Holocaust-Überlebenden die Beweggründe. Denn: "In den letzten Wochen und Monaten hat sie uns immer wieder gesagt, dass es sich so anfühlt wie damals in den 1930er-Jahren."

Nicht das "Anständige", sondern das "Niedrigste"

"Die Beleidigung anderen gegenüber, das Runtermachen, das Schlechtmachen, das stört mich am allermeisten", meint die Frau, die im Video Gertrude genannt wird, zur herrschenden politischen Rhetorik von rechter Seite. Nicht das "Anständige", sondern das "Niedrigste" herrsche vor – "und das war schon einmal der Fall". Auch die Verwendung des Begriffs Bürgerkrieg durch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und die Verwendung der religiösen Gelöbnisformel "So wahr mir Gott helfe" auf FPÖ-Plakaten kritisiert sie.

Demnach ist Van der Bellen für die Frau "derjenige, der überlegt", dies "vielleicht aufgrund seines Alters, vielleicht ist er da schon reifer und vernünftiger". "Für mich ist es wahrscheinlich die letzte Wahl", meint sie zum Abschluss, die Jungen müssten selbst schauen, dass es ihnen weiterhin gut geht. Und: "Das können sie nur, wenn sie vernünftig wählen." (APA, 26.11.2016)