Kuba und die Welt: Ob der Versuch, den alten Schablonen zu entkommen, gelingt, ist noch unklar.

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Es waren weise Worte, mit denen Barack Obama auf den Tod Fidel Castros reagierte. Er wisse, dass dieser Moment bei Kubanern mächtige Emotionen auslöse; dass er in Erinnerung rufe, wie Castro dem Leben einzelner Menschen, einzelner Familien und der kubanischen Nation insgesamt eine andere Richtung gegeben habe, erklärte der US-Präsident in einem schriftlichen Statement.

Wie die enorme Wirkung dieses Mannes auf sein Volk und die Welt um ihn herum zu bewerten sei, darüber werde die Geschichte ihr Urteil fällen. Es war Obama, der die Eiszeit im Verhältnis der USA zu Kuba beendete. Es war Obama, der diplomatische Beziehungen aufnahm, Amerikaner wieder nach Kuba reisen ließ und zuletzt Direktflügen grünes Licht gab. Es war Obama, der die Strategie des Kalten Krieges, Kuba zu isolieren, für gescheitert erklärte. Seine Regierung habe hart gearbeitet, damit die Beziehung zwischen beiden Ländern nicht von Differenzen bestimmt werde, sondern von dem, "was uns als Nachbarn verbindet", wiederholte er nun sein Leitmotiv. Das kubanische Volk solle wissen, dass es in den USA einen Freund und Partner habe.

"Geister der Vergangenheit"

Deutlicher formulierte es Amy Klobuchar, demokratische Senatorin, die sich federführend für ein Ende des 1962 verhängten Handelsembargos einsetzt: Die Politik der Handelsschranken beruhe nicht auf gesundem Menschenverstand, sondern "auf den Geistern der Vergangenheit". Castros Tod könnte symbolisch für einen Schlussstrich stehen. Ob Donald Trump die von seinem Amtsvorgänger betriebene Annäherung fortsetzen, abbrechen oder aber ihr Tempo verlangsamen wird, gehört zu den vielen offenen Fragen, die sich mit seiner Präsidentschaft verbinden.

Entsprechend aufmerksam wurde jede seiner Äußerungen registriert, selbst eine so lapidare wie seine Twitter-Zeile: "Fidel Castro ist tot!". In einem später verbreiteten Text charakterisierte er den Verstorbenen als "brutalen Diktator", der sein Volk jahrzehntelang unterdrückt und ein Vermächtnis aus Erschießungskommandos, Diebstahl und unbeschreiblichem Leid, aus Armut und der Missachtung grundlegender Menschenrechte hinterlassen habe. Obwohl die Tragödien nicht ausgelöscht werden könnten, werde seine Regierung alles tun, damit das kubanische Volk endlich seine Reise in Richtung Wohlstand und Freiheit antreten könne. Was die kryptischen Worte für die praktische Politik bedeuten, bleibt unklar.

Trumps Buhlen um Exilkubaner

Zu Beginn seines Wahlkampfs hatte der Milliardär, dem Interesse an Hotels und Golfplätzen auf Kuba nachgesagt wird, den Austausch von Botschaftern noch für richtig befunden. Später, um die Gunst konservativer Exilkubaner buhlend, sprach er dagegen von einem schwachen Abkommen, mit dem Obama zu viele Zugeständnisse gemacht habe. Vor ein paar Tagen holte er den Rechtsanwalt Mauricio Claver-Carone in sein Übergangsteam, den Chef einer Lobbygruppe, die es strikt ablehnt, das Handelsembargo aufzuheben, solange sich die politischen Verhältnisse nicht ändern. Manche werten die Personalie als Signal dafür, dass Trump teilweise zurücknehmen könnte, was Obama an Lockerungen durchgesetzt hat. (Frank Herrmann aus Washington, 27.11.2016)