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Eine alte Russin bringt Rosen zur Botschaft Kubas in Moskau.

Foto: AP Photo/Alexander Zemlianichenko

Viva Fidel – hat ein Unbekannter mit rotem Filzstift auf ein T-Shirt mit Kubaflagge gekritzelt. Es hängt am Gitter vor der kubanischen Botschaft in Moskau. Davor haben andere Passanten Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet, aber auch Rum und Zigarren als Andenken deponiert. Der Tod Fidel Castros hat in Russland augenscheinlich bei Vielen echte Trauer hervorgerufen.

Der kubanische Revolutionsführer genoss in Moskau seit Jahrzehnten einen Kultstatus, den die eigenen langweiligen Parteiführer aus Sowjettagen nie genossen. Castros positivem Image konnten selbst der Untergang des sozialistischen Regimes in Moskau und die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme Kubas nichts anhaben.

Hohe Sympathiewerte

Vor zehn Jahren, als die letzte Umfrage zu diesem Thema in Russland durchgeführt wurde, sympathisierten 53 Prozent der Befragten mit dem Comandante.

Zum Tod Castros meldete sich daher nicht nur Kommunistenführer Gennadi Sjuganow in Moskau zu Trauerbekundungen zu Wort. Der einflussreiche Moskauer Außenpolitiker Alexej Puschkow zählte Castro in seiner Mitteilung zur "Phalanx der Großen, die die Welt verändert haben". Premier Dmitri Medwedew erinnerte an die "persönlichen Verdienste" Castros für die russisch-kubanische Freundschaft, und selbst ein Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche lobte den Atheisten Castro als "prägnante Persönlichkeit."

Politisches Kapital für Moskaus Führung versuchte der Leiter des Außenausschusses im Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, aus Castros Image zu erzielen: Kuba habe unter Castros Führung die Nutzlosigkeit von Sanktionen und Isolation demonstriert, betonte Kossatschow, nachdem nun auch Russland unter westliche Sanktionen geriet.

Der Kreml bemühte sich unterdessen, ein Abdriften des einstigen Partners Richtung USA zu verhindern. Präsident Wladimir Putin kondolierte Kubas Staatschef Raul Castro zum Tod seines Bruders. Dieser habe Putin die "Unabänderlichkeit des Kurses auf die Weiterentwicklung einer allumfassenden Kooperation mit Russland" zugesichert, betonte der Kreml-Pressedienst.

Geld zur Stärkung der Allianz

Putin hatte in den vergangenen Jahren Moskaus Beziehungen zu Havanna wiederbelebt. Bei einer Lateinamerika-Reise vor zwei Jahren erließ der Kremlchef den hochverschuldeten Kubanern 90 Prozent ihrer Altschulden – immerhin über 30 Milliarden Euro. Damit wurde weniger der bilaterale Handel angekurbelt, als vielmehr die politische Allianz gestärkt. Rentiert hat sich das während der Ukraine-Krise: Havanna ist in der Krim-Frage einer der wenigen Verbündeten Russlands in der Uno. (André Ballin aus Moskau, 27.11.2016)