Wien – Damir Canadi ist kein Feigling. Der neue Rapid-Trainer rotiert und rotiert, ändert das System von Spiel zu Spiel. Die Gefahr besteht freilich, dass er seine Mannschaft verwirrt und überschätzt. Die ersten beiden Partien bescherten Canadi ein 1:2 in Salzburg und ein 0:1 in Genk. Am Sonntagnachmittag war Sturm Graz im mit 26.200 Zuschauern prall gefüllten Allianz-Stadion zu Gast, und Rapid probierte es mit einer 3-4-1-2-Variante. Der Druck war angesichts der grauenhaften Tabellensituation nach 15 Runden groß, der Trainer sprach von einem "Sechs-Punkte-Spiel".
Er mischte durch, wechselte im Vergleich zur Europa League fünf Positionen aus, so bekam der vor allem Fachleuten bekannte 22-jährige Osarenren Okungbowa (kein Legionär, ein Österreicher) eine Chance im defensiven Mittelfeld. Canadi setzte auch auf die Kraft des Publikums, das bei Rapid nur ein System kennt (anfeuern). 10. Minute: Die Kraft von Lykogiannis war so nicht vorgesehen, der Grieche hämmert ein Freistoß zum 1:0 für Sturm in die Kreuzecke. 13. Minute: Corner Traustason, der lange Georgier Kvilitaia schraubt sich in die Höhe, köpfelt das 1:1.
Und so entwickelte sich ein gutes Match zweier Teams, die den Kampf nicht scheuen. Die Grazer wollten mutig sein, laut Trainer Franco Foda zeigen, "dass wir da sind". Und sie waren wirklich da. Aber auch Rapid war nicht weg. Fehlpässe waren freilich nicht zu verheimlichen, an der Präzision sollten beide arbeiten, Rapid mehr. Canadi brachte zur zweiten Halbzeit Mocinic anstelle des überforderten Okungbowa, Sturm startete schwungvoll, kam dem Führungstreffer zweimal nahe.
Bei Rapid passte zwar der Wille, ein Werk ist aber erneut nicht entstanden. Im Gegenteil. 81. Minute: Max Hofmann fälscht einen Schuss von Schmerböck ins eigene Tor ab, Sturm siegte 2:1, bleibt Tabellenführer. Kein Punkt in einem "Sechs-Punkte-Spiel" ist in jedem System mickrig. Die Lage in Hütteldorf hat sich verschlimmert, Sturm und Altach haben 13 Zähler mehr. Canadi hat einen Rekord, mit drei Niederlagen begann noch kein Rapid-Trainer. (hac, 27.11.2016)
16. Runde:
SK Rapid Wien – SK Sturm Graz 1:2 (1:1)
Wien, Allianz Stadion, 26.200, SR Schüttengruber
Torfolge:
0:1 (10.) Lykogiannis (Freistoß)
1:1 (13.) Kvilitaia
1:2 (81.) Schmerböck
Rapid: Strebinger – M. Hofmann, Schößwendter, Wöber – Traustason, Grahovac, Okungbowa (46. Mocinic), Schrammel – Schaub (70. Jelic) – Schobesberger (60. Szanto), Kvilitaia
Sturm: Gratzei – F. Koch, Spendlhofer, Schulz, Lykogiannis – Matic, Jeggo – P. Huspek, Alar, Schmerböck (84. Potzmann) – Edomwonyi (71. Zulechner)
Gelbe Karten: Keine bzw. Jeggo