Wien – Die Temperaturen dürften die nächsten Tage bundesweit weit unter den Gefrierpunkt klettern. Gerade jetzt wird der Alltag für Obdachlose zum Überlebenskampf. Die "Gruft" unterstützt sie seit drei Jahrzehnten. Die beiden Fußballer Robert Almer und Steffen Hofmann, Kapitäne von Austria und Rapid, warben am Montag bei einem Pressegespräch in Wien für die aktuelle Winteraktion der Caritas.

Ein "Derby des Zusammenhalts" nannte Caritas-Präsident Michael Landau den gemeinsamen Appell der prominenten Fürsprecher. Hofmann war vor kurzem zum zweiten Mal mit dem "Kältebus" unterwegs und schilderte einen Fall aus erster Hand, der ihm besonders nahegegangen ist.

"Es war sehr, sehr ergreifend." Die mobile Akutbetreuung war aufgrund eines Anrufes nachts zu einem frierenden Slowaken am Kaiserwasser gerufen worden. Mangels verfügbarem Dolmetscher fungierte Rapid-Tormann Jan Novota am Telefon spontan als Übersetzer. Nach einer Viertelstunde erklärte sich der Obdachlose bereit, in die Gruft mitzukommen und sich nicht noch einer Nacht im Freien der Witterung und anderen Gefahren auszusetzen. "Der Herr hätte den nächsten Tag wohl nicht erlebt". Rivalitäten gebe es in diesem Fall keine. "Es ist ganz wichtig, dass wir hier alle an einem Strang ziehen", betonte Almer.

Halbe Million Nächtigungen

Weit mehr als eine halbe Million Nächtigungen hat die Gruft seit ihrer Gründung vor drei Jahrzehnten verzeichnet. Mehr als 110.000 warme Mahlzeiten wurden 2016 schon ausgegeben. "Alles begann mit Schmalzbrot und Tee" schilderte Landau. Im November 1986 gab eine Schulaktion des Amerlinggymnasiums den Startschuss für eine Einrichtung, die auch heuer wieder Rekordzahlen schreiben wird. Bis 22. November wurden 5.528 Personen betreut – im Vorjahr waren es insgesamt 5.292.

Besonders bewährt habe sich das Caritas Kältetelefon. Unter der Nummer 01/4804553 kann man Hilfe holen, wenn man einen Obdachlosen draußen übernachten sieht.

Landau bekräftigte bei dieser Gelegenheit seine Position zu einer bundesweiten Mindestsicherung, die sich "an der Not und der Wirklichkeit der Menschen orientiert" und appellierte an die Verantwortlichen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Am 32. Dezember ist es zu spät." (APA, 28.11.2016)