Verneigung für die in Maly Trostinec ermordeten Wiener Juden vor dem Mahnmal für die Opfer der Shoah am Judenplatz.

Foto: Robert Newald

Wien – "Ob es am 28. November 1941 wohl auch so kalt war wie heute?", fragt beim Mahnmal für die österreichischen Opfer der Shoah auf dem Wiener Judenplatz ein Zuhörer seine Begleiterin. Vorn, leicht erhöht auf einer Stufe stehend, lesen Teilnehmer des ersten "Marschs für Tausend" derweil Namen und Alter der tausend jüdischen Wiener vor, die am Montag vor genau 75 Jahren durch die Stadt getrieben und per Bahntransport nach Maly Trostinec gebracht wurden.

In dem dortigen kleinen weißrussischen Dorf, das heute Teil der Hauptstadt Minsk ist, wurden alle Tausend ermordet: erschossen von Schutzpolizisten und Waffen-SSlern oder in mobilen Gaswagen erstickt. Dem ersten Transport aus Wien folgten weitere neun: "Doch bis heute", so Waltraud Barton, Obfrau des Vereins Im-mer, der sich für das Gedenken an die Ereignisse einsetzt, "erinnert am Ort dieses Massenmords nichts daran, dass nirgendwo anders so viele Österreicher Opfer der Shoah wurden wie dort."

2017 neun weitere Märsche

Um den 10.000 Toten letzte Ehre zu erweisen, wird es 2017 weitere neun Märsche vom ehemaligen Sammellager in der Kleinen Sperlgasse 2a zum Judenplatz geben. Am ersten nahmen viele Schüler sowie die neue Leopoldstädter Bezirksvorsteherin, Uschi Lichtenegger (Grüne), teil. Auch der Nationalratsbeschluss von Oktober, in Maly Trostinec ein Grabmal für die Ermordeten zu bauen, soll nicht in Vergessenheit geraten. (red, 29.11.2016)