Schwan im See

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Der "sterbende Schwan" im Ballett, getanzt von Gerd Tord, "Les Ballets Trockadero de Monte Carlo".

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Ein glücklich atmender Hahn im Tierheim von South Russell, Ohio.

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Ein beliebiger Wasserhahn

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Ein besonderer Wetterhahn ist der am Dach des Wiener Stephansdoms.

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Der Schwan – ein Tier mit Persönlichkeit! Man möcht's kaum glauben, aber das Wort Schwan leitet sich von der indogermanischen Wurzel *sṷen- ab, die wir in lateinisch sonus "Laut, Ton, Klang, Geräusch" wiederfinden. Der Wortstamm son- taucht in zahlreichen Präfixbildungen auf: Die Sprachlaute werden gewöhnlich eingeteilt in Konsonanten und Vokale. Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir uns auf einen Menschen einschwingen, in Resonanz gehen. Dissonanzen in der Musik (und nicht nur hier) empfinden wir als unharmonisch und störend, weil wir gern im Einklang sind (mit uns selbst und mit unseren Nächsten). Der Chor probt so lange, bis alle Stimmen unisono singen, sowohl die sonoren Bässe als auch Mezzosopran und Alt.

In der Person steckt ebenfalls ein Ton. Das Wort kommt vom lateinischen Verb per-sonare "laut erschallen, verkünden, durchtönen". Das Nomen persona heißt "Maske, Schauspielerrolle, Charakter, Persönlichkeit, Person", und lateinisch personatus bedeutet "maskiert".

Im antiken griechischen Theater trugen Schauspieler Masken aus Ton. Zum einen verkörperten diese Masken verschiedene Typen mit hervorstechenden Charakterzügen, was den Schauspielern erleichterte, die Gefühle ihrer Rolle gemäß auszudrücken. Zum anderen hatten diese Masken eine trichterförmige Öffnung, durch die ihre Stimme tönte und als Stimmverstärker diente.

Im mittelhochdeutschen Wörterbuch von Matthias Lexer ist përsôn(e) bereits mit der Bedeutung "Person, Gestalt, Ansehen" verzeichnet.

Die indogermanische Wurzel *sṷen- lebt fort in altenglisch swinsian "tönen, singen, musizieren" und altenglisch swinn "Musik, Gesang", bis heute überlebt hat jedoch nur swan. Das Wort Schwan, das es in allen germanischen Dialekten mit Ausnahme des Gotischen gibt, lässt demnach auf einen Sänger schließen (mittelhochdeutsch swane, althochdeutsch swana, altenglisch swan/swon, neuenglisch swan).

Das Idiom "mir schwant nichts Gutes" im Sinne von "ich habe ein mulmiges Vorgefühl" ist vielleicht durch falsche Abtrennung und Verwischen der Wortgrenzen entstanden aus mittelhochdeutsch "eȝ wânet mir" (zu wânen statt wænen "meinen, glauben, vermuten", siehe wân "ungewisse, nicht völlig begründete Ansicht", neuhochdeutsch Wahn) über "eȝ swânet mir" zu "es schwant mir". Laut Grimm'schem Wörterbuch ist die Wendung ab dem 16. Jahrhundert belegt. Eine zweite Vermutung besagt laut Duden, es könnte sich um eine humoristische Übersetzung von lateinisch olet mihi "mir stinkt's, ich rieche Übles" handeln (lateinisch olere "riechen, stinken"), denn olor ist im Lateinischen auch das Wort für den Schwan.

Schwanengesang als Bezeichnung für das letzte Werk von Künstlern/Künstlerinnen geht zurück auf eine von Franz Schubert (1797-1828) vertonte Sammlung von Gedichten, einen Liederzyklus, der erst posthum unter dem Namen "Schwanengesang" verlegt wurde. Da die Lieder Schuberts letzte größere Komposition darstellen, wird die Bezeichnung Schwanengesang im übertragenen Sinne auch für die letzte Rede, den letzten öffentlichen Auftritt eines Politikers verwendet.

Den sterbenden Schwan gibt es nicht nur im Ballett, er ist auch eine Yoga-Figur, und sprichwörtlich haben Sie vielleicht auch schon den sterbenden Schwan gespielt, als Sie mit Schnupfen und Fieber darniederlagen und sich mit Hühnerbrühe von Ihrem/Ihrer Liebsten aufpäppeln ließen.

Mein lieber Schwan, das ist noch nicht alles! Wir kommen jetzt noch zu einem anderen Federvieh. Manche gehen mit den Hühnern zu Bett und machen sich mit dem ersten Hahnenschrei ans Tagewerk. Auch der Hahn (aus germanisch *hanōn) ist ein sehr musikalisches Tier (gotisch und altenglisch hana, althochdeutsch hano, mittelhochdeutsch hane), dem ursprünglichen Wortsinn nach ein Rufer, ein Sänger.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Hahn in vorgermanischer Zeit von den Finnen adoptiert wurde, also vor 500 vor Christus, bevor in der 1. Lautverschiebung aus -k- ein ch-Laut wurde (und später der Hauchlaut -h-), denn finnisch kana bedeutet "Hähnchen".

Es liegt auf der Hand, dass sich der Hahn von derselben Wurzel ableiten lässt wie lateinisch canere "singen, besingen, tönen, blasen, ein Instrument spielen". Weitere Verwandte sind der Kantor, die Kantate, neuenglisch chant "Sprechchor", italienisch canzone "Lied", cantante "Sänger/in" und cantare "singen", spanisch cantar "singen und natürlich Chanson ...

In welche menschlichen Niederungen unerfüllte Liebe eine frustrierte Mittfünfzigerin treiben kann, das schildert Ingrid Nolls Frauenkrimi "Der Hahn ist tot". Der Hahn ist aber nicht tot, leben doch mehrere in jedem Haushalt. Ich meine Wasserhähne.

Seit dem 15. Jahrhundert trägt der Wasserhahn diesen Namen, weil das Wasserabsperrprinzip einerseits durch die Drehbewegung eines sogenannten Kükenventils bewerkstelligt wird, andererseits aber die Absperrvorrichtung einem Hahnenkamm ähnelt. Über Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen informieren Sie Klempner und Installateur. Ich kenn mich da nicht aus.

Woher weht heute der Wind? Das sagt uns Wetterhahn. (Sonja Winkler, 29.11.2016)