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Ansprechend oder abstoßend? Ob einem ein Kunstwerk gefällt, hängt nicht nur von den Gefühlen ab, die es in uns auslöst, sondern auch von der Meinung anderer.

Foto: REUTERS/Benoit Tessier

Wien – Ob einem ein Kunstwerk gefällt oder nicht, muss nicht unbedingt ausschließlich vom persönlichen Geschmack anhängen. Einen wesentlichen Einfluss darauf, welches Urteil man zumindest öffentlich abgibt, hat die Meinung von Experten – und nicht zuletzt auch der Preis. Matthew Pelowksi und Michael Forster von der Psychologie-Fakultät der Universität Wien konnten nachweisen, dass Kunstgeschmack vor allem von sozialen Reizen gesteuert wird.

Bei der im Fachjournal "Psychology of Aesthetics, Creativity and the Arts" veröffentlichten Studie hatten die Teilnehmer eine Reihe von Gemälden nach persönlichem Gefallen zu bewerten. Zuvor erfuhren sie, dass dieselben Bilder schon von anderen beurteilt wurden: Von einer Gruppe von Experten, einer Gruppe von Studienkollegen und einer Gruppe von Studienabbrechern und Langzeitarbeitslosen. In der Vergleichsgruppe gab es keine solchen Vorinformationen.

Wunsch nach Gruppen-Zugehörigkeit

Es zeigte sich, dass Gefallensurteile sich an die Meinung von Experten und Peers anpassen und – sogar noch deutlicher – für eine Distanzierung von der "unattraktiven" sozialen Gruppen herhalten. "Wenn die Teilnehmer glaubten, dass arbeitslose Studienabbrecher ein Gemälde nicht mochten, ging ihr Urteil in die Gegenrichtung und es gefiel ihnen umso mehr", so Pelowksi. Auch eine Information zum Kaufpreis steuerte die Urteile: Je teurer, desto besser.

Für Pelowksi untermauern die Befunde die Theorie der sozial konstruierten Unterschiede des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, nach der Kunstgeschmack benutzt wird, um Zugehörigkeit zu begehrten sozialen Gruppen zu schaffen – und umgekehrt. (APA, red, 30.11.2016)