Laxenburg/Wien – Das Erreichen der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung würde auch das Bevölkerungswachstum bremsen. Zu diesem Ergebnis kommen Demografen unter anderem des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg in einer im Fachjournal "PNAS" publizierten Studie. Demnach würde sich die Weltbevölkerung bis 2100 bei rund 8,2 bis 8,7 Milliarden Menschen einpendeln.

In der Agenda für nachhaltige Entwicklung haben sich 193 Staaten 2015 einstimmig das Ziel gesetzt, bis 2030 17 sogenannte "Ziele für nachhaltige Entwicklung" (SDG) zu erreichen. Dazu zählen etwa die Bekämpfung von Armut, die Reduktion von Ungleichheit und Maßnahmen zum Klimaschutz. Unter anderem sollen alle Kinder zumindest Sekundarschulbildung erreichen, die Kindersterblichkeit reduziert und Geschlechtergerechtigkeit implementiert werden.

Schlüsselfaktoren

"Im Kontext der Ziele zur nachhaltigen Entwicklung steht die Bevölkerungsentwicklung manchmal unausgesprochen im Raum. Sie wird in den 169 Unterzielen nicht erwähnt, trotzdem halten sie viele Leute für einen entscheidenden Faktor für die globale Umweltveränderungen und das künftige Wohlergehen der Menschen", so der Direktor des World Population Program am IIASA, Wolfgang Lutz.

Schlüsselfaktoren für das Bremsen des Bevölkerungswachstums sind demnach eine höhere Bildung bei Frauen, die zu niedrigeren Geburtenraten führt, sowie der umfassende Zugang zur Fortpflanzungsmedizin. Diese beiden Maßnahmen würden vor allem in Entwicklungsländern zu geringerer Fertilität führen. Gleichzeitig weisen die Forscher darauf hin, dass das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele zwar auch zu einer geringeren Sterblichkeit führt, was wiederum einen Bevölkerungsanstieg nach sich zieht. Langfristig würden sinkende Mortalitätsraten aber durchaus zu niedrigeren Geburtenraten beitragen.

Unter der Annahme, dass zwischen 2015 und 2030 die Nachhaltigkeitsziele als eine Art Entwicklungs-Turbo dienen, prognostizieren die Demografen bei einem Erreichen der Zielwerte einen Bevölkerungsanstieg auf 8,8 bis 9,1 Milliarden Menschen bis zur Mitte des Jahrhunderts, anschließend ginge dieser Wert bis 2100 wieder auf 8,2 bis 8,7 Milliarden zurück. Diese Werte liegen unter der mittleren Bevölkerungsprognose der UN, die für 2050 9,7 Milliarden Menschen sowie für 2100 11,2 Milliarden vorhersagt. (APA, 1. 12. 2016)