Wien – So schnell malen selbst gut geölte Mühlen nicht. Nach der am Mittwoch von der Opec (Organisation erdölexportierender Länder) angekündigten erstmaligen Kürzung der Ölproduktion seit 2008 sind zwar die Rohölpreise hinaufgeschnellt. Für die Autofahrer gibt es aber zunächst Entwarnung.

"Es tut sich nichts; weder gestern noch heute haben wir bei den Spritpreisen Ausschläge gesehen, die über das übliche Maß hinausgegangen wären", sagte Elisabeth Brugger-Brandau, Verkehrswirtschaftsexpertin des ÖAMTC, am Donnerstag dem STANDARD.

Rohöl, das heute eingekauft wird, sei in der Regel erst nach sechs bis acht Wochen in der Raffinerie. So lange werde es wohl dauern, bis sich der Beschluss der Opec, ab Jänner nur mehr 32,5 (bisher: 33,68) Millionen Fass (159 Liter) am Tag zu produzieren, an der Zapfsäule bemerkbar mache.

Dann komme es darauf an, welche Ölsorte wie stark betroffen ist und wie nachhaltig die Opec ihre Beschlüsse umsetzt. "Wir werden ein wachsames Auge darauf haben", sagte Brugger-Brandau.

An österreichischen Tankstellen war Diesel am Donnerstag für durchschnittlich 1,123 Euro je Liter zu haben. Laut Spritpreisrechner lagen die Tiefstpreise bei knapp einem Euro. Der Mittelwert bei Superbenzin lag bei 1,123 Euro je Liter – ebenfalls unverändert zu den Tagen davor.

Grafik: Standard

Der Preis für die Nordseesorte Brent stieg am Donnerstag um weitere 1,8 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch bei 52,77 Dollar je Fass, nachdem es tags zuvor schon einen Sprung von fast neun Prozent gegeben hat.

Die Hauptlast der Reduktion innerhalb des 14 Mitglieder umfassenden Kartells schultert Saudi-Arabien. Riad hat zugesichert, die Produktion ab 1. Jänner für sechs Monate um 0,49 auf 10,05 Millionen Fass am Tag zurückzufahren.

Während Libyen (kriegerische Handlungen), Nigeria (Boko-Haram-Terror) und Indonesien (kein Nettoexporteur von Öl) ausgeklammert wurden, darf der Iran seine Produktion um 90.000 Fass auf 3,79 Millionen Fass am Tag ausweiten. Ohne dieses Zugeständnis hätte es keine Einigung gegeben.

Auch Nicht-Opec-Länder haben zugesichert, ihre Produktion um insgesamt 600.000 Fass am Tag zu senken, darunter Russland. Details sollen am 9. Dezember in Moskau verhandelt werden. (Günther Strobl, 1.12.2016)