Linz – Humus oder kein Humus, das ist hier die Frage. Zumindest in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Lasberg. Dort ist rund um ein sieben Hektar großes Grundstück ein Streit entbrannt.

Die Fläche gehört der Asfinag. Und die hat das Grundstück als eine der Ausgleichsflächen für den Bau der Mühlviertler Schnellstraße (S10) hergenommen – so weit rechtlich gedeckt, in der UVP vorgeschrieben und auch nicht zum Missfallen der Lasberger. Aber: Die Asfinag plant nun den Abtransport von mehr als 45.000 Kubikmeter Humus. Aus dem landwirtschaftlich nutzbaren Grund würde eine Magerwiese entstehen.

Doch spätestens bei der Verfrachtung von nährstoffreichem Erdreich ist im Mühlviertel Schluss mit lustig. Die Ortsbauernschaft hat – mit Unterstützung aller politischen Fraktionen im Gemeinderat – die Protestaktion "Stopp dem Humusabtransport" gestartet. Eine Unterschriftenliste liegt aktuell am Gemeindeamt auf. "Wir haben kein Problem mit der Ausgleichsfläche. Aber der Abtransport von Humus in dieser Größenordnung stellt einen massiven Eingriff in den Lebensraum unserer Gemeinde dar. Der Boden ist für den Menschen nicht mehr verwertbar", kritisiert Emil Böttcher von den Lasberger Grünen im STANDARD-Gespräch. Obwohl eine Magerwiese eigentlich eine Ökofläche sei, oder? Böttcher: "Schon. Aber wir wollen eine Blumenwiese mit Humus."

Schnellstraßen-Humus

Bei der Asfinag versteht man die Aufregung nicht. "Laut UVP-Auflagen müssen wir die Fläche in eine Schmetterlingswiese verwandeln. Faktum ist, dass das durch das Abtragen des Humus schneller geht", erläutert Asfinag-Sprecher Christoph Pollinger auf STANDARD-Nachfrage.

Bleibt die Frage, wohin der fruchtbare Boden eigentlich wandert. Auch hierfür findet sich die Antwort in den UVP-Auflagen: Dort, wo nämlich etwa im Zuge der Geländemodellierung beim Bau der S10 Humus entfernt wurde, muss jetzt wieder Humus aufgebracht werden. Pollinger: "Und zwar mehr, als abgetragen wurde." (Markus Rohrhofer, 2.12.2016)