"Unwahr", "unfassbar", "unglaublich", polterte Norbert Hofer immer wieder in Richtung Alexander Van der Bellen. Auch der wurde laut: "Jetzt reicht es mir langsam."

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Wien – Gemeinsam hatten die beiden Männer, von denen einer am Sonntag zum Bundespräsidenten gewählt wird, in der letzten TV-Debatte höchstens das weiße Hemd, das beide trugen. Ansonsten stellten der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer in der Konfrontation am Donnerstag in erster Linie noch einmal klar, worin sie sich unterscheiden: nämlich in fast jedem inhaltlichen Punkt, der angesprochen wurde.

Über die EU wurde heftig gestritten.

Hofer warf Van der Bellen "schwere Fouls" vor, der wiederum maßregelte sein Gegenüber laufend, dass er ihn ausreden lassen solle. "Meine Herren, ich bitte um Sachlichkeit", wiederholte Moderatorin Ingrid Thurnher immer wieder. Das letzte Aufeinandertreffen der Präsidentschaftskandidaten im ORF entpuppte sich nach der zuletzt streichelweichen Begegnung auf ATV als knallhartes Streitgespräch.

Schlagabtausch und Vorwürfe

"Unwahrheit", "unfassbar" und "unglaublich" waren die meistgenutzten Begriffe des Dritten Nationalratspräsidenten Hofer. Van der Bellen hielt er vor, ein Spion zu sein. Geschrieben stehe das in dem Buch "Mein Protokoll" des ehemaligen Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit, Michael Sika. Dagegen habe der ehemalige Grünen-Chef nie geklagt – quasi ein Eingeständnis, meinte Hofer. "Das ist lächerlich, solche Dinge sind mir vollkommen fremd, das ist ein Kapitalverbrechen", konterte Van der Bellen.

Spionagevorwürfe gegen Van der Bellen: "Das ist lächerlich."

Dann kritisierte der blaue Kandidat, dass die "rund 200 IS-Rückkehrer von Sozialarbeitern betreut werden, um in die Gesellschaft integriert zu werden". Hofer sprach sich dafür aus, ihnen die Rückkehr nach Österreich zu verweigern und ihnen die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Van der Bellen widersprach. Erneut.

Einladungen zu Trump

Darüber hinaus betonte Hofer, welch gutes Verhältnis er zu Russland und zu den USA pflege. Er habe schon viele Einladungen erhalten, sollte er die Wahl gewinnen. "Ich glaube nicht, dass Herr Trump Sie einladen wird", richtete er seinem grünen Kontrahenten aus. Ob Hofer denn bereits eine persönliche Einladung habe? "Warten wir ab", gab der sich selbstbewusst.

Auch das Thema Todesstrafe wurde noch einmal angesprochen. Hofer sei diesbezüglich falsch interpretiert worden. Um das klarzustellen: Er sei gegen die Todesstrafe und will darüber auch nicht abstimmen. Dennoch sei er für den Ausbau der direkten Demokratie und verstehe die Angst davor nicht.

Hofer über eine FPÖ-Anfrage zum EU-Heer.

Gibt es Aussagen, die die Kandidaten bereuen? Hofer bleibt dabei: Im Sommer 2015 hätte er im Zuge der Flüchtlingskrise die Regierung entlassen. Ob Van der Bellen noch dazu steht, eine FPÖ-Regierung nicht anzugeloben? Er habe den Fehler gemacht, auf eine hypothetische Frage hypothetisch zu antworten. Nachsatz: Aber er werde alles tun, um eine proeuropäische Regierung anzugeloben.

Opernball mit Ehefrau

Zu Schluss wurde es dann richtig platt: Zur Elite gehöre, wer glaube, Elite zu sein, erklärte Hofer – sich selbst zähle er nicht dazu. Beim Opernball freue sich Van der Bellen auf den Besuch des deutschen Außenministers und Präsidentschaftskandidaten Frank-Walter Steinmeier, Hofer auf seine Ehefrau. Den Akademikerball würde der blaue Kandidat nicht mehr besuchen, sonst müsse er allen Parteibällen beiwohnen. Der grüne Kandidat sei nicht strikt gegen den Ball der Burschenschafter, habe aber ein Problem damit, wenn "Rechtsextreme" wie der Niederländer Geert Wilders empfangen werden.

Und was passiert dann ab Montag, fragte die Moderatorin die Kandidaten. Van der Bellen gab sich vorsichtig und korrigierte auf Dienstag: "Wir werden uns bestimmt wieder sehen." (Marie-Theres Egyed, Katharina Mittelstaedt, 1.12.2016)