Eine Hornmilbe der Spezies Archegozetes longisetosus in Großaufnahme. Diese tropische Spezies machte vor einigen Jahren Schlagzeilen als "stärkstes Tier der Welt", weil sie das 1200-Fache ihres eigenen Körpergewichts stemmen kann.

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Wien/Linz/Graz – Mit Größen von weniger als einem Zehntelmillimeter bis zu zwei Zentimetern (und das sind dann schon Riesen) stellen Milben die kleinsten unter den Spinnentieren – zugleich sind sie deren artenreichste Untergruppe. Viele von ihnen nutzen Insekten und andere Tiere als Transportmittel: So auch Hornmilben (Oribatida), die die Grazer Biologin Sylvia Schäffer studiert.

Blinde Passagiere

Schäffer untersucht Hornmilben, die Borkenkäfer (Scolytinae) als Transportmittel nutzen. Sie klammern sich mit speziellen, besonders stark entwickelten Krallen an ihnen fest, und lassen sich so von den Käfern verbreiten. "Mitunter hängen an einem Borkenkäfer so viele Milben, dass er kaum mehr fliegen kann", berichtet die Forscherin vom Institut für Zoologie der Universität Graz.

Das ist aber noch bei weitem nicht alles, was die als Forstschädlinge gefürchteten Käfer für die kleinen, blinden Milben tut. Hormilben sind zwar keine eigentlichen Parasiten wie beispielsweise Haarbalgmilben, verstehen die vergleichsweise riesigen Insekten aber in vielfacher Weise zu nutzen: Sie wohnen auch in den von den Käfern geschaffenen Gängen und ernähren sich von den Kleinstlebewesen, die dort vorkommen. Außerdem vermehren sie sich auch darin und legen hier ihre Eier. Die jungen Milben entwickeln sich in den Borkenkäfergalerien und fliegen dann als Erwachsene auf ihnen in eine neue Heimat.

Hintergrund

Vorgestellt wurde Schäffers Arbeit anlässlich der Jahreskonferenz des Projekts "Austrian Barcode of Life" (ABOL) in Linz. In dem Österreich-weiten Projekt ermitteln Wissenschafter bei allen geschätzt 70.000 Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes einen "genetischen Strichcode". Damit können diese rasch und zuverlässig bestimmt werden – gleichzeitig wird die Artenvielfalt erfasst. Als Strichcode verwenden die Forscher DNA-Sequenzen, die für eine Art eindeutig sind. Bei den meisten Tiergruppen, wie auch den Hornmilben, dient dazu ein etwa 650 Basenpaare langer Abschnitt des CO1-Gens, das in der mitochondrialen DNA enthalten ist.

Anhand der DNA-Strichcodes fand Schäffer heraus, dass es bei Hornmilben viel mehr unterschiedliche Arten gibt, als bisher angenommen. "Die Milben sind daher ein Beispiel, dass das DNA-Barcoden bei manchen Gruppen wunderbar funktioniert", erklärte sie. Dieser Strichcode sei aber auch beispielsweise für die Früherkennung von Schädlingen hilfreich, zum Bestimmen der Gewässergüte, in der Forensik und um Nahrungsmittel zu überprüfen. (APA, red, 3. 12. 2016)