Der Wahlkampf war hart, der Wahlkampf war lang, und der Wahlkampf war langweilig. In gefühlt 250 Fernsehduellen wurde alles und jedes bis zum Überdruss be- und zerredet. Zuletzt brachte der Pinkafelder Maskenmann sogar den vermaledeiten Rasenmäher ins Spiel, auf dem er in seinem weitläufigen Garten die Runden dreht.

Mit diesem herzigen Identifikationsangebot an den mittelständischen Häuslbauer wollte Hofer offenbar den Sozialneid zerstreuen, der den kleinen Mann schon einmal überkommen kann, wenn er von den elitären Gehältern des Dritten Nationalratspräsidenten oder der freiheitlichen Spitzenfunktionäre erfährt. Aber solange sie sich um ihre 15.000 Euro im Monat nur Rasenmäher kaufen, ist eh alles in bester Ordnung.

Über alles und jedes wurde im Wahlkampf gesprochen? Oh nein, nicht ganz. Von Sex war in diesen ganzen langen Monaten unverständlicherweise nie die Rede. Dabei ist die nationale Kopulations- und Vermehrungsrate wie kein zweites ein Thema, von dem Wohl und Wehe des Landes abhängen. Heimat bedeutet eben nicht nur den ostentativen Verzehr garantiert österreichischer Kaminwurzen vor sonnenbeschienenen Feldwänden oder volksnahes Punschsüffeln auf dem Adventmarkt.

Heimat, das hat auch immer mit dem nationalen Hormonstatus zu tun. Ohne eine breite patriotische Bereitwilligkeit, mit genitaler Verve am Fortbestand der Bevölkerung mitzuarbeiten, geht rein gar nichts.

Glaubt Van der Bellen, dass jedem Ausländer das Einströmen nach (und in) Österreich ohne Vorbehalt gestattet sein sollte? Befürwortet Hofer ausschließlich die innergermanische Kopulation (unter völkischen Gesichtspunkten kein Problem: der vorarlbergisch-westfälisch-appenzellerische Dreierziegel)? Ginge bei ihm als Maximo Líder in der Hofburg auch der grenzüberschreitende GV durch, oder würde er das Volk über die Kastration abstimmen lassen?

Wie wollen die Kandidaten die sexuelle Standortqualität des Pitztals und der Mur-Mürz-Furche sichern? Wie können sie gewährleisten, dass uns in einer globalisierten Welt die legendäre Libido der Linzerin, die exorbitante Eierkraft des Ennstalers oder die beachtliche Brünstigkeit der Burgenländerin erhalten bleiben? Fragen über Fragen! Nur werden sie am Wahltag leider ohne Antwort geblieben sein. (Christoph Winder, Album, 2.12.2016)