Wolfgang Schalk sieht es entspannt: ",Neu' ist schon lange nur noch ein Wort und kein Maßstab mehr."


Foto: Julian Olivas

Wien – Es sind – in seinem Fall zumindest – schöne Nachrichten, die Wolfgang Schalk aus den USA mitbringt: Sein neues Album From Here to There, das der Gitarrist am Montag im Wiener Reigen präsentiert, ist in der ersten Runde der Nominierungen für den US-Grammy-Award mit dabei – und zwar in vier Kategorien. Besonders das Stück Wow Wow What? hat es der Jury angetan: Eine so markante wie komplexe Komposition, über die Schalk einen schnittig-impulsiven Monolog legt. Das hat Intensität und Substanz.

Hat die CD ein Grundkonzept? "Ein Konzept habe ich eigentlich nie bei Aufnahmen. Ich richte mir einige neue Stücke so zurecht, dass sie eine Einheit bilden. Dann rufe ich meine Lieblingsmusiker an, worauf alles sehr ,last minute' abgeht. Ich will nicht groß vorausplanen", erzählt Schalk. "Ich finde es dann sehr amüsant und sehe es als gutes Omen, wenn jeder spontan irgendwie doch Zeit für die Aufnahmesession findet."

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Wenn der gebürtige Gleisdorfer sich durch ein Gedankenexperiment in eine Jazzepoche – abseits der Gegenwart – beamen müsste, würde er "für einige Zeit in den Jazz der 1960er-Jahre eintauchen, das wäre einen Trip wert. Ich würde allerdings lieber in die Jazzzukunft reisen ... Ich finde natürlich die Gegenwart nach wie vor interessant, speziell, da wir ein großes Erbe auf den Schultern brummen haben. Das sehe ich als Herausforderung."

Am Jazzgenre schätzt Schalk seit jeher, "dass alles möglich ist. Manche haben den Glauben, Jazz an sich oder ein Instrument müsste man ständig neu erfinden. Das halte ich eher für Humbug. ,Neu' ist schon lange nur noch ein Wort und kein Maßstab mehr." Die Jazzgitarre hätte natürlich in der Geschichte "verglichen mit anderen Instrumenten einiges aufzuholen gehabt. Aber die Aufholjagd hat sich dann wohl mit Wes Montgomery, Jim Hall & Co ein für alle Mal erledigt. Von dort aus setzten wir den Staffellauf fort – jeder auf seine eigene Art und Weise."

Für Schalk hat der Jazz mit Miles Davis und dessen Schülern in den 1970er-Jahren irgendwie einen Zenit erreicht. Wobei: "Der Großmeister der ,modernen Fusion' war bereits John Coltrane. Wir aber haben die wunderbare Mission, diesem Ganzen unseren Stil beizusteuern. Im Zeitgeist, versteht sich. Aber wir können in alle Richtungen ,fahren' – ohne Grenzen." (Ljubisa Tosic, 2.12.2016)