Chur – Der Ostschweizer Bischof VItus Huonder will Gläubigen bei der Verdacht auf Sterbehilfe die Spendung des Sterbesakraments (Krankensalbung) verweigern. "Nicht wir bestimmen über Leben und Tod. Gott verfügt über unser Leben. Gott verfügt über unser Sterben", schreibt der Oberhirte der Diözese Chur laut Kathpress-Meldung vom Samstag in einem Hirtenbrief zum Tag der Menschenrechte.

In der Schweiz sind Organisationen tätig, die sterbewilligen Personen bei der Beendigung ihres Lebens helfen. Huonder betonte, dass von diesen Personen ans Sterbebette gerufene Priester in eine "geradezu unmögliche Lage" versetzt werden. Denn unter den Umständen der Sterbehilfe seien die Voraussetzung den für den Empfang der Sterbesakramente "nicht gegeben". Der Priester solle sich dann dem Sterbenden im fürbittenden Gebet zuwenden und ihn Gottes Barmherzigkeit empfehlen, schreibt Huonder.

In seinem Text unter dem Titel "Humanes Sterben aus der Sicht des Glaubens" beruft sich der konservative Oberhirte auf den Katechismus der Katholischen Kirche und eine Vatikan-Erklärung zu Sterbehilfe aus dem Jahr 1980.

Leben und Sterben respektieren

In Bezug auf Palliativ-Fürsorge fordert der Bischof, dass die medizinische Begleitung besonders achtsam erfolgen müsse. Diese müsse das Leben wie das Sterben respektieren. Der Tod dürfe nicht unverantwortlich hinausgeschoben werden. "Letztlich darf der natürliche Vorgang des Sterbens nicht beeinträchtigt werden, da er auch Ausdruck des Schöpferwillens Gottes ist", so Huonder. In keinem Fall dürfe Sterbebegleitung Beihilfe zum Suizid sein.

Dem bischöflichen Brief ist ein Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Jahr 1980 beigelegt. "Iura et bona" beschäftigt sich mit den Themen "Euthanasie" und Hilfe am Lebensende. Bezüglich der medizinischen Begleitung Sterbender lässt das Dokument einen gewissen Freiraum offen. Mit Zustimmung des Kranken könnten Mittel angewandt werden, "die der neueste medizinische Fortschritt zur Verfügung gestellt hat". Der Klugheit widerspreche es, von den Menschen "eine heroische Haltung als allgemeine Norm zu fordern". (APA, 3.12.2016)