Chapeco – Im strömenden Regen haben zehntausende Menschen in der brasilianischen Stadt Chapeco Abschied von ihrer bei einem Flugzeugabsturz verunglückten Fußball-Mannschaft genommen. Die Särge der 50 Spieler, Trainer und Mitarbeiter des Erstligisten Chapecoense wurden nach der Überführung aus Kolumbien im Stadion aufgebahrt, die Fans verabschiedeten sich mit Tränen.
Die in die grün-weißen Vereinsfarben gehüllten Särge wurden auf vier offenen Lastwagen vom Flughafen zur Conda Arena gebracht. Ungeachtet des strömenden Regens bildeten unzählige Menschen ein Spalier entlang der Straßen und erwiesen so den Absturzopfern die letzte Ehre.
"Wir sind zu jedem Spiel gegangen, egal ob Sonne oder Regen", erzählte der Mechaniker Rui Alonso Thomas, der seine in die Vereinsfahne gehüllte zehn Jahre alte Tochter an der Hand hielt. "Chapeco wird lange brauchen, um über das Unglück hinwegzukommen. Aber ich werde weiter ins Stadion gehen."
Bei der Ankunft des Trauerzuges im Stadion herrschte Stille, Soldaten stellten die Särge auf dem Rasen ab. Da das kleine Stadion nur Platz für 19.000 Menschen bietet, wurden davor große Leinwände für die Live-Übertragung aufgebaut. Es wurde geschätzt, dass hunderttausend Menschen zum letzten Abschied ihrer Spieler auf den Straßen waren – das ist die Hälfte der Einwohner von Chapeco.
Viele Menschen trugen das Mannschaftstrikot, andere T-Shirts mit Fotos der verunglückten Spieler. "Wir sind sehr traurig. Wir haben mit ihnen einen Traum gelebt. Sie haben uns so viel Freude bereitet", sagte Roniele Pizini, eine 34 Jahre alte Büroangestellte.
"Es ist ein furchtbares Gefühl, das zu sehen und zu wissen, dass mein Sohn in einem Sarg hier eintreffen wird", sagte Ilaide Padilha, die Mutter des 31-jährigen Torhüters Marcos Danilo Padilha, der bei dem Unglück ums Leben kam. Mit einem viel beachteten Einsatz hatte er in der letzten Minute des Halbfinalspiels dafür gesorgt, dass das Team aus Chapeco das Finale in Medellin erreichte. Ilaide Padilha hat die Szene noch klar vor Augen, wie ihr Sohn im Jubel "mit weit geöffneten Armen über den Rasen lief – er war voller Leidenschaft!"
Auch Brasiliens Präsident Michel Temer und der Chef des Weltfußballverbandes, Gianni Infantino, nahmen an der Trauerfeier teil. Nach mehreren kurzen Reden verlas der Stadionsprecher die Namen aller Spieler und Mitarbeiter des Teams. Jeder einzelne wurde mit Applaus bedacht.
Die Mannschaft war am Montagabend bei einem Flugzeugabsturz im Nordwesten Kolumbiens ums Leben gekommen, bei dem insgesamt 71 Menschen starben. Die Sportler waren auf dem Weg zum Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Club Atletico Nacional. Nur sechs Menschen überlebten das Unglück, darunter drei brasilianische Fußballspieler. (APA, 4.12.2016)