Der Wahlkampf ist geschlagen. Die Marianengräben, die sich in seinem Verlauf in der Bevölkerung aufgetan haben, sind aber noch da. Die Stimmung auf den Straßen: in den letzten Monaten deutlich aufgeheizt.

Nicht nur im weltweiten Netz wurde der Ton rau bis unerträglich. Es häuften sich auch verbale Übergriffe auf Menschen, die sich erdreisteten, in aller Öffentlichkeit eine andere Sprache zu verwenden als die landesübliche.

Es häuften sich Übergriffe auf Menschen, die ihrem Aussehen nach als Nichtautochthone eingeschätzt worden waren. Hätte das Grazer Volkstheater die Attacken auf die Schauspielenden nicht öffentlich gemacht, wäre es bei Übergriffen geblieben, die die Öffentlichkeit nicht so deutlich mitbekommen hätte, wie so viele andere.

Es erschienen Hakenkreuze auf der Mauer des Jüdischen Friedhofs in Wien und eine Hakenkreuzfahne gut sichtbar in einer straßenseitigen Wiener Wohnung.

Es häuften sich allerdings auch Einmischungen seitens Unbeteiligter, die die Angegriffenen in Schutz nahmen: auf der Straße, in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Das eine ist eine besorgniserregende, das andere eine beruhigendere Entwicklung. Dennoch steht nun die Frage im Raum, wie dieses Land zu einer Ausgewogenheit finden will, zumindest zu einer gewissen Normalität des Miteinanders.

So oder so: Es wird ein weiter Weg. (Julya Rabinowich, 4.12.2016)