Wien – Besonders erfreut über den prognostizierten Wahlsieg von Alexander Van der Bellen sind natürlich die Grünen. Bundessprecherin Eva Glawischnig sagte am Sonntag: "Das ist ein historischer Tag, eine historische Zäsur." Für Österreich sei es eine gute und deutliche Entscheidung.

Glawischnig sprach von einem Votum für ein Miteinander im Lande. Europäisch gesehen sei das eine klare proeuropäische Entscheidung, die nach dem Brexit, aber auch nach der US-Wahl besonders wichtig sei. Sie werde heute "mit Sicherheit" noch feiern. Es sei ein guter Tag nicht nur für die Grünen, die für die Wahlbewegung sehr viel hintangestellt hätten. Glawischnig dankte auch anderen Unterstützern, speziell ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner und den zahlreichen Bürgermeistern, die sich hinter Van der Bellen gestellt hätten.

"Dankbarkeit und Erleichterung"

Wahlkampfmanager Lothar Lockl verspürte angesichts der Hochrechnung "unglaubliche Dankbarkeit und Erleichterung". Mit Van der Bellen sei eine Persönlichkeit gewählt worden, die sowohl fachlich als auch menschlich in höchstem Maße für das Amt geeignet sei.

In Richtung der Wähler Norbert Hofers meinte er, er wisse, dass Van der Bellen "vom ersten Tag an daran arbeiten wird", das Vertrauen dieser Menschen zu erringen. Lockl zollte dem Mitbewerber Respekt und bedankte sich bei den Wählern und Wahlhelfern.

Hofer "unendlich traurig"

Hofer selbst zeigt sich in einer ersten Reaktion nach seiner Niederlage bei der Bundespräsidentschaftswahl enttäuscht. "Ich danke Euch sehr herzlich für die großartige Unterstützung. Ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte sehr gerne auf unser Österreich aufgepasst", erklärte Hofer via Facebook.

Zugleich gratulierte Hofer Van der Bellen zu seinem Erfolg. "Ich bitte alle Österreicherinnen und Österreicher, jetzt zusammen zu arbeiten und zusammen zu halten. Wir alle sind Österreich – unabhängig von unserer Wahlentscheidung", so Hofer weiter.

Kickl räumt Niederlage ein

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl räumte Hofers Niederlage ein, gratulierte Van der Bellen und seinem Team und dankte allen Hofer-Wähler und dem FPÖ-Kandidaten selbst, "der in den letzten zehn Monaten Unmenschliches in diesem Wahlkampf geleistet hat".

Kickl: "Wir haben trotzdem ein historisches Ergebnis in der Geschichte der Freiheitlichen Partei erreicht und eine hervorragende Ausgangsbasis für weitere Wahlgänge gelegt." Er gehe davon aus, dass es den "Kräften gegen die Veränderung" ein letztes Mal gelungen sei, eine Niederlage abzuwenden. "Das war eine Situation einer gegen alle", trotzdem habe man einen guten Wahlkampf hingelegt, erklärte der Kampagnenleiter Hofers.

Hofer werde im nächsten Nationalratswahlkampf eine wichtige Rolle spielen, so Kickl. "Hofer ist eine Persönlichkeit, die die österreichische Politik braucht", er werde das "hervorragende Team der Freiheitlichen mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an der Spitze in einem Nationalratswahlkampf verstärken".

Schieder: Österreich nicht so sehr gespalten

Auch die SPÖ freute sich über den Sieg Van der Bellens. Dieser habe die Kraft, Österreich zu einen, sagt Klubchef Andreas Schieder bei seinem Eintreffen in der Hofburg. Er habe als "Kandidat der Mitte" breite Zustimmung erlangt. Es habe sich auch gezeigt, dass Österreich nicht so sehr gespalten sei. Das gebe dem neuen Präsidenten die Kraft, die Österreicher zu einen. Für Schieder deutet alles darauf hin, dass das von Hofer Vertretene von den Österreichern abgelehnt werde.

Für die Regierung heiße das Ergebnis nun nichts zwingend. Es biete sich nunmehr die Chance, bis 2018 weiterzuarbeiten. "Ich freue mich, weil ich ihn selbst unterstützt habe", sagte Schieder.

Strolz erwartet sich mehr Aktivität

Neos-Chef Matthias Strolz sagte am Sonntag: "Wir freuen uns." Die Türen der Hofburg stünden nun offen "für eine weltoffene, klar proeuropäische Haltung". Das Volk habe entschieden, er erwarte sich, dass Van der Bellen ein aktiveres Staatsoberhaupt wird als Heinz Fischer: Van der Bellen solle sich "kraftvoll" hinter Reformen stellen, die Österreich dringend brauche, etwa im Bildungsbereich. Außerdem hofft Strolz, dass Van der Bellen den Hofer-Wählern die Hand reichen wird.

Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar freuten die Hochrechnungen nicht: Es sei eine "große Chance verpasst" worden. Die Wähler hätten die Möglichkeit zur Veränderung nicht wahrgenommen, bedauerte Lugar.

Internationale Gratulationen

Der israelische Präsident Reuven Rivlin sagte der Onlinezeitung "Die Jüdische": "Ich bin froh, dass der Kandidat des aufgeklärten Österreich gewonnen hat. Wir müssen jederzeit gegen Faschismus aufstehen und diesen bekämpfen, egal in welcher Form und egal wo auch immer er auftritt."

Der slowakische Präsident Andrej Kiska gratulierte Van der Bellen zum Wahlsieg hofft auf ein baldiges Treffen. "Ich habe ihm schon im Mai freudig telefonisch zu seinem Sieg gratuliert und bin sehr glücklich, dass meine Gratulation weiter gilt", teilte Kiska auf Facebook mit.

Der tschechische Regierungschef Bohuslav Sobotka gratulierte "herzlich und mit großer persönlicher Freude": "Ich freue mich auf gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit", schrieb Sobotka auf Twitter. Tschechiens Präsident Miloš Zeman will die Wahl erst nach Veröffentlichung des offiziellen Endergebnisses kommentieren, sagte sein Sprecher Jiří Ovčáček am Sonntagabend der Nachrichtenagentur CTK. Zeman hatte Hofer im Wahlkampf unterstützt und auch auf der Prager Burg empfangen. "Ich mag die Grünen nicht", hatte Zeman damals erklärt.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy gratulierte auf Twitter: "Meine Glückwünsche an Van der Bellen und an das österreichische Volk dafür, dass es auf Mäßigung und ein vereintes Europa setzt."

Die Bundesvorsitzende der deutschen AfD, Frauke Petry, bedauerte Hofers Scheitern. "Natürlich hätten wir sehr gern einem österreichischem Bundespräsidenten Norbert Hofer gratuliert", sagte Petry zu Servus-TV. Allerdings werde sich die Bewegung gegen die etablierte Politik fortsetzen und weiter an Stärke gewinnen. "Diejenigen, die jetzt FPÖ gewählt haben, die werden es beim nächsten Mal ganz gewiss wieder tun." (APA, red, 4.12.2016)