In der aufgehobenen ersten Stichwahl haben Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer rund 31.000 Stimmen getrennt. Nach Berechnungen des Sora-Instituts für den ORF war der Vorsprung Van der Bellens bei der Wiederholungswahl am Sonntag fast zehnmal so groß. Woher kommen diesen Stimmen?

Bessere Mobilisierung der Van-der-Bellen-Wählerschaft

Beide Präsidentschaftskandidaten haben ihre Wähler aus der ersten Stichwahl fast gänzlich dazu motivieren können, ihnen wieder ihre Stimmen zu gehen – Van der Bellen allerdings etwas besser als Hofer. Der FPÖ-Kandidat hat knapp 37.000 Stimmen netto an das Lager der Nichtwähler verloren. Der ehemalige Grünen-Chef wiederum erzielte netto ein Plus: Rund 169.000 Personen haben ihn diesmal gewählt, die bei der ersten Stichwahl zu Hause geblieben waren. Umgekehrt blieben etwa 25.000 frühere Van-der-Bellen-Wähler diesmal der Urne fern – das ergibt netto ein Plus von 144.000 Stimmen. Insgesamt sind allerdings neun von zehn Personen, die der ersten Stichwahl ferngeblieben waren, auch diesmal nicht zur Wahl gegangen.

Die Zahlen in dieser Grafik sind die Anzahl der Wähler im jeweiligen Strom, in Tausenden.

Van der Bellen stärker bei bürgerlicher Wählerschicht

Im vergangenen halben Jahr seit der ersten Stichwahl und der Aufhebung und Verschiebung der Wahl hat Van der Bellen versucht, die Wählerschicht auf dem Land zu mobilisieren. Er hat Kirtage und Zeltfeste besucht, Tracht getragen. Das hat ihm zu mehr Stimmen aus dem bürgerlichen Lager verholfen.

Die Zahlen in dieser Grafik sind die Anzahl der Wähler im jeweiligen Strom, in Tausenden.

Im Detail aufgeschlüsselt heißt das:

  • 73 Prozent der Wähler von Irmgard Griss haben diesmal Alexander Van der Bellen gewählt. Bei der ersten Stichwahl waren es noch 64 Prozent. Für Nobert Hofer haben sich 21 Prozent der Griss-Wähler entschieden.
  • 59 Prozent der Personen, die im ersten Wahlgang für Andreas Khol gestimmt haben, sind diesmal auf der Seite Van der Bellens. Bei der aufgehobenen Stichwahl waren es 47 Prozent. Hofer hat 33 Prozent der Khol-Anhänger auf seiner Seite.
  • Aus dem Lager der Wähler von Rudolf Hundstorfer hat Van der Bellen 72 Prozent für sich mobilisieren können.

Der Zuwachs aus der Wählerschaft von Irmgard Griss ist bedeutender, weil die unabhängige Kandidatin absolut gesehen im ersten Wahlgang mehr Stimmen hatte als ÖVP-Kandidat Andreas Khol und SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer. So setzen sich die rund 2,4 Millionen Wähler Van der Bellens und die 2,1 Millionen Wähler Hofers am Sonntag zusammen:

(gart, fin, 5.12.2016)