Moskau/Aleppo – Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat Verhandlungen über die syrische Stadt Aleppo mit den USA angekündigt. Die Expertengespräche würden in Genf vermutlich an diesem Dienstag oder spätestens am Mittwoch beginnen, sagte er am Montag in Moskau.

Hauptthema sei der Abzug aller bewaffneten Gruppen aus dem Osten der umkämpften Stadt. Sollte dies gelingen, sei ein Waffenstillstand möglich, sagte Russlands Chefdiplomat der Agentur Interfax zufolge.

Nachdem er am vergangenen Freitag in Rom mit seinem US-Kollegen John Kerry gesprochen habe, sei er für die geplanten Verhandlungen in der Schweiz zuversichtlich. Moskau ist Verbündeter der Regierung in Damaskus. Die USA unterstützen Rebellen gegen die syrische Regierung.

"Provokation"

Den von einigen Staaten im UN-Sicherheitsrat eingebrachte Resolutionsentwurf für einen Waffenstillstand in Aleppo bezeichnete Lawrow als "Provokation". Über den Entwurf soll am Montag beraten werden. Diese Initiative torpediere die Bemühungen Russlands und Amerikas, meinte Lawrow.

Der Resolutionsentwurf war von Ägypten, Neuseeland und Spanien eingebracht worden. Darin wird ein siebentägiger Waffenstillstand in Aleppo vorgeschlagen.

Syrische Regierungstruppen gewannen unterdessen in Aleppo nach Angaben der Aufständischen weiter an Boden. Ein wichtiger Bezirk im Ostteil der Stadt sei von der Armee eingenommen worden, sagte ein Rebellenvertreter am Montag zu Reuters.

Auch in der südwestlich der Stadt gelegenen Rebellen-Provinz Idlib griff die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung an. Bei Luftangriffen starben mindestens 73 Menschen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Es seien auch Fassbomben abgeworfen worden. Sowohl Russland als auch die syrische Armee verneinen den Einsatz von Fassbomben.

Die Regierungstruppen und die mit ihnen verbündeten Milizen haben bereits mehr als 60 Prozent des zuvor von den Aufständischen kontrollierten Ostteils Aleppos zurückerobert. Die Armee geht davon aus, dass die vollständige Einnahme der Stadt nur noch eine Frage von Wochen ist. Ungeachtet der Rückschläge haben es Rebellenvertreter wiederholt abgelehnt, aus der belagerten Stadt abzuziehen. Seit der von russischen Kampfflugzeugen unterstützten Militäroffensive von Präsident Bashar al-Assads Truppen sind UN-Schätzungen zufolge bis zu 30.000 weitere Menschen aus der Stadt geflohen. (APA, 5.12.2016)