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Helmut Marko und sein heißestes Eisen, Max Verstappen.

Foto: APA/AFP/Getty/Baron

Wien– Red Bull Racing hat in der Formel 1 im vergangenen Jahr den Status als erster Herausforderer von Mercedes zurückerobert. In der kommenden Saison möchte der österreichisch-britische Rennstall bei der Vergabe des WM-Titels mehr als ein Wörtchen mitreden. "Wir sind absolut wieder in Stimmung, zu gewinnen", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Daniel Ricciardo will nicht mehr "best of the rest" sein.

Marko traut seinen beiden Piloten, Ricciardo und Max Verstappen, den Titel zu – und baut dabei nicht zuletzt auf die neuen technischen Anforderungen an die Autos. "Mit den Regeländerungen für 2017 kann sich niemand mehr auf die Erfahrung oder das bewährte Package verlassen. Und die Geschichte hat gezeigt, dass wir immer gut sind, wenn es Regeländerungen gibt. Daher sind wir überzeugt, dass wir 2017 um beide Titel kämpfen werden", meinte der Steirer im Interview mit formula1.com.

Vor allem den Niederländer Verstappen, der im Mai dieses Jahres von Toro Rosso ins Red-Bull-Cockpit versetzt wurde, lobte Marko in den höchsten Tönen. "Wir haben einen jungen, hungrigen, sexy Fahrer mit einer Ich-pfeif'-mir-nix-Einstellung, was die Verdienste von ehemaligen Champions angeht", sagte er. "Es gibt keine Schwächen, außer dass er manchmal nicht geduldig genug ist."

Verstappen "nicht nur überdurchschnittlich"

Schon sein erster Sieg bei seinem ersten Red-Bull-Einsatz in Barcelona habe deutlich gemacht, "dass er Lichtjahre davon entfernt ist, ein normaler Formel-1-Fahrer sein", schwärmte Marko. "Aber Brasilien hat gezeigt, dass er nicht nur überdurchschnittlich ist, sondern dass er ein Großer sein wird." Beim Regenrennen in São Paulo stahl der am Ende drittplatzierte Verstappen mit spektakulären Überholmanövern allen die Show.

Auch der Australier Ricciardo, der im Fahrerranking zum zweiten Mal nach 2014 den dritten Platz belegte, spürt das Verlangen nach mehr. "Ich hoffe, nicht für immer Bester des übrigen Feldes zu sein", meinte der Australier in Wien.

Mit der Saison 2016 zeigte sich Ricciardo dennoch zufrieden. In Malaysia fuhr er den einzigen Saisonsieg heraus, in Monte Carlo stand er auf der Poleposition und hätte dort auch gewinnen können, wäre er nicht von seiner Boxencrew im Stich gelassen worden. "Der zweite Platz in Monaco war der Tiefpunkt, und das ist eigentlich ziemlich gut, weil es kein richtiger Tiefpunkt war", meinte Ricciardo.

Test mit breiten Reifen

"Es ist okay. Es ist so, wie es ist", sagte der 27-Jährige. "Ein Sieg war gut, die Pole in Monaco war toll. Es war als Team einfach zufriedenstellend, wieder näherzukommen, um mehr Podestplätze zu kämpfen." Es sei offensichtlich, dass Mercedes nach wie vor das beste Auto habe, "aber ich bin zuversichtlich. Wir werden sehen, was wir über den Winter schaffen, und versuchen, die Lücke zu schließen."

Ricciardo testete in der vergangenen Woche schon einmal die neuen, breiteren Reifen, mit denen die 2017er-Boliden versehen werden. Dabei habe er bereits den stärkeren Anpressdruck gespürt, wenngleich das Gefühl mit dem alten Auto wohl nicht mehr als ein Vorgeschmack gewesen sei. "Jemand hat gesagt, man wird dann vier, fünf Sekunden pro Runde schneller fahren können. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es so viel sein wird, aber es wird sicher etwas schneller sein."

Ob er die Praxis des "Shoey" in der nächsten Saison fortsetzen wird, wollte Ricciardo noch nicht verraten. "Ich habe nicht erwartet, dass es so eine große Sache wird", sagte er über das Ritual, für den er seinen nassgeschwitzten Rennschuh nach dem Vorbild von MotoGP-Pilot Jack Miller als Champagnerglas missbrauchte. "Es ist ein bisschen dumm, aber wir Australier starten gern dumme Traditionen", erläuterte der Mann aus Perth. "Mal sehen. Es könnte eine gute Merchandising-Möglichkeit sein." (APA, 5.12.2016)