Mit Crowdfunding auf die Berge: Kleininvestoren investieren in die Gasteiner Bergbahnen.

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Bad Hofgastein / Wien – In Bad Hofgastein ist man selbst ein wenig überrascht: Innerhalb von 72 Stunden hat eine Crowdfundingkampagne vergangenes Wochenende 1,5 Millionen Euro eingebracht. Mit dem Geld will man den Bau einer neuen Seilbahn teilfinanzieren. 2017 soll mit den Arbeiten begonnen werden. "Um Geld ging es dabei nicht" – zumindest nicht in erster Linie, erklärte Franz Schafflinger, Geschäftsführer der Gasteiner Bergbahnen, dem STANDARD. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Kundenbindung.

Über Banken wäre die Finanzierung laut Schafflinger günstiger ausgefallen. Wieso kam es dennoch zu der Kampagne? "Wir binden dadurch unsere Kunden an uns", meint der Seilbahner. Investoren erhalten Zinsen teilweise in der Form von Skipässen zurück. Durch die Eintritte steigen auch die Investitionen in der Region an – das würde das Projekt rentabel machen. Insgesamt wollen die Bergbahnen 85 Millionen Euro bis 2020 in den Ausbau der Skiregion investieren.

Die Basis für diese wie auch weitere Crowdfundingkampagnen bildet das im vergangenen Jahr verabschiedete Alternativfinanzierungsgesetz. Durch dieses können kleine und mittelgroße Unternehmen ohne vereinfachten Kapitalmarktprospekt Geld einsammeln, solange eine Gesamtsumme von 1,5 Millionen Euro nicht überschritten wird. Einzelne Geldgeber dürfen – je nach Einkommen und Besitz – maximal 5.000 bis 10.000 Euro investieren.

Hohe Zinsen als Anreiz

Dreihundert Investoren fanden sich für das Seilbahnöprojekt, die im Durchschnitt jeweils 4.700 Euro beisteuerten. Geplant war, die Kampagne bis Februar laufen zu lassen, mit dem raschen Abschluss hatte man in Hofgastein nicht gerechnet.

Den Ansturm auf das Crowdfundingprojekt erklärt sich Schafflinger durch den Bekanntheitsgrad der Bergbahnen in der Region – der Großteil der Anleger stamme aus der Gemeinde. Aber auch hohe Zinsen dürften Investoren angezogen haben: Für die Bergbahnen standen drei Investmentmodelle mit unterschiedlichen Zinssätzen zur Auswahl. Diese lagen – je nach Modell – zwischen vier und sieben Prozent pro Jahr mit einer Laufzeit von fünf beziehungsweise sieben Jahren. Die zwei höher verzinsten Modelle seien so ausgelegt, dass Anleger die Zinsen nicht in monetärer Form zurückbekommen, sondern als Gutscheine für Skipässe und Thermeneintritte, erklärt der Geschäftsführer.

Schwärmen für das Stadion

Die Bergbahnen sind nicht die Ersten, die ihre Kunden durch Schwarmfinanzierung an sich binden: Auch der Fußballvereine SK Rapid und FK Austria haben bereits Crowdinvestingprojekte gestartet, um den Bau von Fußballstadien zu finanzieren. Rapid hatte binnen zehn Wochen drei Millionen Euro auf die Beine gestellt. Der Verein teilte am Montag mit, dass sich die rund 1.500 Investoren nun über erste Zinszahlungen in einer Gesamtsumme von 120.000 Euro freuen dürfen. Austria hat bereits ein Fundingprojekt in der Höhe von 1,5 Millionen Euro abgeschlossen. Ein weiteres Vorhaben mit einem Finanzierungsziel von 250.000 Euro läuft noch weitere neun Tage, bisher wurde das Ziel noch nicht erreicht.

Ähnlich wie auch in Hofgastein standen bei beiden Projekten unterschiedliche Finanzierungsoptionen mit teilweise hohen Zinsen zur Auswahl. Außerdem lockten die Vereine mit Goodies und Bonuszinsen, falls einer der beiden Clubs zum Beispiel die UEFA-Gruppenphase erreichen sollte.

Schafflinger zeigt sich verwundert darüber, wie wenig Unternehmen das neue Gesetz bisher erst in Anspruch genommen haben: "Die Leute wollen Teil eines Projekts sein." Crowdfunding würde gerade für kleinere Betriebe zahlreiche neue Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen. (Nora Laufer, 5.12.2016)