Auf der indischen Plattform Shopclues bietet ein Händler iPhone-Ladegeräte für umgerechnet 1,20 Euro das Stück an. Die günstige Weißware kann sich allerdings als buchstäblich brandgefährlich entpuppen.

Foto: Shopclues

Das britische Chartered Trading Standards Institute (CTSI), eine der Überwachung der Einhaltung von Produktstandards verpflichtete Organisation, warnt vor dem Kauf billiger Ladegeräte und elektrischen Geräten aus zweiter Hand. Bei einer groß angelegten Überprüfung stellte man fest, dass viele Elektroprodukte gegen bestehende Sicherheitsstandards verstoßen.

Dramatische Ergebnisse erbrachte zudem eine Untersuchung gefälschter Ladegeräte für Apple-Produkte. Diese würden in vielen Fällen "Leben gefährden", so die Experten.

397 von 400 fielen durch

Insgesamt 400 nachgemachte Netzteile und Ladegeräte, die als Apple-Ware angeboten wurden, bestellte man von verschiedenen Händlern im Netz. Geliefert wurden die Produkte aus den USA, Kanada, Kolumbien, China, Thailand und Australien. 397 davon – 99,25 Prozent – fielen bereits bei grundlegenden Sicherheitsüberprüfungen durch, da sie Nutzer etwa durch zu hohe Spannung zwischen Netzstecker und Ausgang der Gefahr eines elektrischen Schlages aussetzten.

Die Ladegeräte waren teilweise mit Compliance-Siegeln wie dem CE-Zeichen bedruckt, ohne dass die Hersteller sich jemals zu deren Einhaltung deklariert hätten. Das CE-Siegel soll signalisieren, dass ein Produkt europäischen Elektro-Sicherheitsrichtlinien entspricht.

Gefährliche Second-Hand-Ware

Darüber hinaus kaufte man auch über 3.000 gebrauchte Elektrogüter in 173 Geschäften in London, den Midlands und Ostengland ein. Je nach Region stellte sich dabei heraus, dass zwischen 15 und 27 Prozent der Geräte gegen aktuelle Standards verstießen. In den meisten Fällen wurden die Inhaber schriftlich verwarnt und nahmen die jeweiligen Produkte freiwillig aus dem Sortiment.

Besucht wurden hauptsächlich Händler, bei denen man bereits im Vorfeld von höheren Verstößen ausging. Darunter fielen etwa lokale Anbieter, die Second-Hand-Ware zu Spendenzwecken verkauften oder Shops in denen Waren aus Wohnungsräumungen angeboten wurden. Überregionale Ketten schnitten deutlich besser ab, da bei diesen "verlässliche Überprüfungssysteme" eingerichtet seien.

"Kriminelle aus der ganzen Welt versuchen, mit günstigen Angeboten für gefälschte Waren zu locken", warnt man nun die Käufer. Man solle Second-Hand-Ware nur von Anbietern kaufen, die die Produkte vor der Veräußerung überprüfen und im Netz ausschließlich auf vertrauenswürdige Anbieter setzen. "Es mag ein paar Pfund mehr kosten, aber gefälschte und gebrauchte Ware sind Unbekannte und können das eigene Zuhause, das eigene Leben oder das Leben geliebter Menschen kosten".

CTSI mahnt zur Vorsicht

Das CTSI gibt darüber hinaus Sicherheitstipps zur Kontrolle von Ladegeräten. Skeptisch sollte man etwa sein, wenn ein Produkt sich nur schwer einstecken lasse. Dies könne bedeuten, dass die Pins nicht im richtigen Abstand angebracht oder nicht die richtige Länge aufwiesen, was mechanische Schäden oder gar Brandgefahr erzeugen könne.

Dazu solle man prüfen, ob neben dem CE-Siegel auch eine Angabe von Marke, Modellnummer und Produktionscharge vorhanden sei. Außerdem sollte man kontrollieren, ob die tatsächliche Ausgabespannung auch der Angabe am Gerät entspricht. Siegel alleine seien als Sicherheitsgarantie zuwenig, da sich diese sehr einfach fälschen lassen. Wer völlig sicher sein will, solle zudem nur originale Ladegeräte kaufen, die für die Verwendung mit dem eigenen Endgerät lizenziert seien.

Es ist nicht das erste Mal, dass vor billigen oder gefälschten Ladegeräten gewarnt wird. 2014 gab es allerdings auch Probleme mit einigen originalen Netzteilen für drei iPhone-Generationen (3GS bis 4S). Diese wurden von Apple aufgrund von Überhitzungsgefahr zurückgerufen und ersetzt. (gpi, 08.04.2017)