Manchester – Ehemalige britische Fußball-Profis, die nach eigener Aussage in ihrer Jugend sexuell missbraucht wurden, haben eine unabhängige Stiftung gegründet, die "für Gerechtigkeit kämpfen" soll. Andy Woodward, Steve Walters und Chris Unsworth erklärten am Montag, sie wollten mit dem "Offside Trust" ein Hilfsnetzwerk für Spieler aufbauen, die Opfer sexueller Übergriffe waren oder gerade betroffen seien.

"Wir wollen nach vorn blicken und die Kinder schützen, die jetzt leiden", sagte Woodward. "Wir wollen ihnen helfen." Die Initiatoren forderten bei der Präsentation in Manchester dafür Unterstützung aus dem Profisport.

Der 43 Jahre alte Woodward hatte im November als erster britischer Ex-Profi öffentlich berichtet, er sei als Jugendlicher bei Crewe Alexandra von seinem Trainer missbraucht worden. Daraufhin meldeten sich zahlreiche andere ehemalige Fußballer zu Wort, die Ähnliches erlebt hatten. Die Kinderschutzorganisation NSPCC registrierte nach eigenen Angaben über ihre Telefon-Hotline seitdem über 1.000 Anrufe mit Hinweisen auf sexuelle Übergriffe.

Bereits 55 Klubs sollen in den Missbrauchsskandal verwickelt sein, wie der Observer am Sonntag unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten, an den Ermittlungen beteiligten Polizei-Insider berichtete. Demnach hat bereits ein Drittel der englischen Polizeistationen Untersuchungen zu verschiedenen Fällen von sexuellem Missbrauch eingeleitet.

Auch der englische Verband FA ist inzwischen ins Zwielicht gerückt. Russell Davy, einst Torhüter in der Jugend von Charlton Athletic, beschuldigte die FA, 1986 nicht auf seinen Brief geantwortet zu haben, in dem er den Verband auf Missbrauch durch Scout Eddie Heath aufmerksam gemacht hatte. "Das macht mich wütend", sagte Davy dem Sunday Mirror, "ich wurde im Stich gelassen und habe noch immer das Gefühl, dass es niemanden kümmert."

Die FA hatte die Affaire zuletzt als "größte Krise" ihrer Geschichte bezeichnet. (sid, APA, red, 5.12. 2016)