Alexander Van der Bellen baute seinen Vorsprung mit den Briefwahlstimmen deutlich aus.

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Wien – Alexander Van der Bellen steht endgültig als neuer Bundespräsident fest. Mit der Auszählung der Briefwahlstimmen, die Dienstagvormittag abgeschlossen wurde, baute er den Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten Norbert Hofer noch einmal deutlich aus und kam auf knapp 54 Prozent. Am frühen Dienstagnachmittag hat Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) das Ergebnis offiziell verkündet. Bis 22. Dezember kann es angefochten werden, dann wird es amtlich.

Sobotka zeigte sich erfreut, dass der Urnengang "ordnungsgemäß, penibel und exzellent" abgelaufen sei. Er stellte fest, dass bei jeder Wahl etwas passieren könne. Es habe aber keinen Vorfall gegeben, der zu einer Wahlanfechtung führen könnte. Daher geht er davon aus, dass man nach Ablauf der Einspruchsfristen noch vor Weihnachten mit einem definitiv gewählten Bundespräsidenten rechnen könne. Entsprechend gratulierte Sobotka auch bereits dem künftigen Staatsoberhaupt Van der Bellen.

Laut den offiziellen Zahlen des Innenministeriums erreichte der frühere grüne Bundessprecher 53,79 Prozent, was 2,47 Millionen Stimmen entspricht. Den Freiheitlichen Hofer unterstützten 2,12 Millionen Wähler. Der Abstand lag bei knapp 350.000 Stimmen.

Ohne Briefwahl war der Vorsprung Van der Bellens noch deutlich geringer, nämlich 51,7 zu 48,3 Prozent. Überhaupt viel enger ging es bei der ersten, vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Stichwahl der beiden Kandidaten am 22. Mai zu. Damals trennten Van der Bellen und Hofer nur knapp 31.000 Stimmen.

Höhere Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung lag am vergangenen Sonntag bei 74,2 Prozent und damit höher als bei den ersten beiden Durchgängen. Am 24. April, als noch sechs Kandidaten zur Wahl standen, stimmten 68,5 Prozent ab, bei der aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai 72,65 Prozent.

Van der Bellen konnte im dritten Wahlgang die Mehrheit in allen Bundesländern außer dem Burgenland, Kärnten und der Steiermark erobern. Seinen Bestwert erzielte er in Wien mit 65,7 Prozent.

Auszählung in Innsbruck-Land zog sich

Ursprünglich war die Verkündung des Endergebnisses inklusive Wahlkarten schon für Montagabend geplant, die Bezirkswahlbehörde von Innsbruck-Land wurde jedoch als einzige der 113 Wahlbehörden mit der Auszählung der Briefwahl nicht fertig. Sie war eine der 14 Wahlbehörden, der der Verfassungsgerichtshof Rechtswidrigkeiten bei der Briefwahlauszählung im Mai vorgeworfen hatte. Beanstandet wurde, dass die Wahlkarten schon am Sonntag geöffnet und ihre Auszählung an Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft delegiert worden war.

Viele ungültige Stimmen

Vergleichsweise viele Weißwähler gab es in Salzburg, Nieder- und Oberösterreich, aber auch im Burgenland. Der Anteil ungültiger Stimmen ist dort deutlich höher als im Westen des Landes und in Wien. In Salzburg und Niederösterreich, wo im Mai noch Hofer, jetzt aber Van der Bellen vorne lag, waren mehr als vier Prozent der abgegebenen Stimmen ungültig.

Im Vergleich mit früheren Wahlen ist das allerdings nicht allzu viel. Bei der zweiten Wahl Heinz Fischers 2010 – wo die ÖVP keinen Kandidaten aufgestellt und prominente ÖVP-Vertreter weißwählen nahegelegt hatten – gab es österreichweit mehr als sieben Prozent ungültige Stimmen. (APA, 6.12.2016)