Die Produktion in der Adler Lackfabrik wird künfig "personalisiert": Jede vorstellbare Farbnuance in jeglicher Losgröße kann dann hergestellt werden.

Foto: ADLER-Werk Lackfabrik / Johannes Plattner

Wien/Schwaz – "15 Prozent unserer Produkte sind nicht älter als fünf Jahre", erläutert Albert Rössler, Forschungsleiter der Adler Lackfabrik, nicht ohne Stolz. In Österreich ist das Unternehmen, "in dessen Adern Farbe fließt", Marktführer. Aber auch international ist das Tiroler Unternehmen gut aufgestellt: In sechs Ländern gibt es Vertriebsgesellschaften, von denen aus in 30 Staaten geliefert wird: an die Möbelindustrie, Tischler und für den wachsenden Heimwerkermarkt.

Immer wurde darauf Bedacht gelegt, dass das Kerngeschäft nicht ins Ausland verlagert wurde. "Wir bleiben unserem Produktionsstandort treu", erläutert Andrea Berghofer beim Innovation Day 2016 der chemischen Industrie. Ihr Großvater hat 1934 in Schwaz ein Fachgeschäft für Farben eröffnet und nach dem Krieg dort eine Farbenfabrikation gestartet. An diesem Standort werden auch heute noch Lacke hergestellt, 2001 übernahm die Enkelin die Geschäftsführung; 2014 wurden 95 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.

Derzeit wird der Standort kräftig ausgebaut. Eine neue Wasserlack-Produktion entsteht, zusammen mit einem neuen Hochregallager, einer Solaranlage am Dach und einer ausgeklügelten Rohstofflogistik. Es ist dies die "die modernste Wasserlackfabrik" Europas, die hier entsteht, sagt Forschungsleiter Rössler. Allein für die Fabrikserweiterung werden 20 Millionen Euro veranschlagt; 2017 soll der Bau abgeschlossen sein.

"Personalisiert" und "selbstheilend"

Das Besondere ist die "modulare Fabrikationsweise", nach der künftig geforscht, entwickelt und produziert wird. Das heißt, dass die unterschiedliche Chargengröße möglich wird, und zwar in jedem Farbton und in jedem Glanzgrad: Es kommt zum "personalisierten" Holzlack, der so aussieht, wie es sich der Kunde vorstellt.

Viel geforscht wurde zuletzt am "selbstheilenden Lack", erläutert Rössler. Dabei werden kleine Kapseln, mit einer Flüssigkeit gefüllt, dem Lack beigemischt. "Das funktioniert so ähnlich wie bei Luftblasen". Wenn es, zum Beispiel weil es stark hagelt, zu Schäden – Risse oder Löchern im Lack kommt – war das bisher ein Problem. Das Holz darunter war nicht mehr ausreichend geschützt. Und hässlich war es auch.

Mit dem selbstheilenden Lack nun platzt nicht nur der Lack auf, sondern auch die getroffenen Kapseln. Die Flüssigkeit im Inneren der Kapsel tritt aus und versiegelt den Lackschaden. Keine externe Flüssigkeit – Regen, Schnee, Matsch oder auch Küchendampf – kann nun zum Untergrund vordringen; das unschöne Abblättern des Lacks bleibt aus und vor allem: Es kommt zu keiner Beschädigung des Untergrunds.

Bei Adler wird diese Innovation, die die Lebensdauer eines Produkts erhöht, "SH-Effekt" genannt. SH, das steht für selbstheilende Beschichtung. 2016 erhielt das Unternehmen im Familienbesitz dafür den Tiroler Innovationspreis. "Das ist eine Basistechnologie, auf der wir aufbauen werden", erläutert Rössler.

Nachwachsende Rohstoffe

Auch Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen gehören für den Lackspezialisten ins Portfolio. Zum Beispiel ein Holzöl, das insbesondere für die Spielzeugindustrie gedacht ist, aber auch in Außenbereich Anwendung findet. Doch hat die Mehrheit der Produkte noch immer eine petrochemische Basis.

Adler hat 520 Mitarbeiter, davon 320 in Österreich und davon wiederum 110 Personen in Forschung und Entwicklung. In Österreich ist das Unternehmen der führende Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln. Rund 16.000 Tonnen Lacke verließen 2014 das Schwazer Werk. (Johanna Ruzicka, 12.12.2016)