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Rio de Janeiro/Wien – Abgesehen von der "klassischen" Verbreitung des Zika-Virus in betroffenen tropischen und subtropischen Regionen durch das Moskito Aedes aegypti gibt es zu der Erkrankung noch viele Wissenslücken. Das Virus scheint jedenfalls in der Samenflüssigkeit von manchen infizierten Männern "konzentriert" vorzukommen. Dem Wiener Virologen Franz X. Heinz zufolge haben das aktuelle Forschungsergebnisse gezeigt.

Heinz hielt zu dem Thema kürzlich einen Vortrag bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) in Wien. Sein Fazit: Viele Aspekte der Zika-Epidemie seien noch ungeklärt. "Es gibt einige Dutzend Fälle, in denen das Virus aus den Epidemiegebieten heraus exportiert worden ist und in denen es zu einer sexuellen Übertragung gekommen ist. Bis auf einen Fall solcher Übertragungen war es immer eine Infektion einer Frau durch ihren männlichen Partner", betonte Heinz.

Forschungslücken

In den USA sei es in einem Fall zu einer sexuellen Übertragung von Mann zu Mann via Analverkehr gekommen. In einem Fall war es die Infektion einer Frau durch Oralverkehr mit einem Mann und in einem Fall von einer Frau auf einen Mann durch Vaginalverkehr.

"Es scheint so zu sein, dass das Virus in der Samenflüssigkeit von infizierten Männern in viel größerer Konzentration vorkommen kann als im Blut", sagte Heinz. Die Konsequenzen von auf sexuellem Weg erworbenen Zika-Infektionen sind ebenfalls noch nicht gänzlich geklärt. So ist weiterhin unbekannt, wie es vor allem in Südamerika zu dem massiven Auftreten von Missbildungen bei Föten und Neugeborenen gekommen ist. Ob das vor allem Infektionen über die Stechmücken oder über Sexualkontakte waren, ist unklar.

Mögliche weitere Erkrankungsrisiken

Auch die weitere Komplikationen nach Zika-Infektionen sind noch nicht vollständig eruiert worden. "An Mäusen hat man in Versuchen massive Schäden an Hoden und Nebenhoden registriert. Das könnte mit einer Bildung des Virus in den Zellen des männlichen Reproduktionstraktes zusammenhängen", sagte der Virologe. Möglicherweise könnten sich nach solchen Erkrankungen auch Fertilitätsprobleme bei den Betroffenen nach überstandener Zika-Erkrankung zeigen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in diesem Jahr weltweit bis zu vier Millionen Zika-Erkrankungen auftreten werden. Das Zika-Virus wurde erstmals im Jahr 1947 im "Zika Forest" in Uganda bei einem Affen im Zuge von Gelbfieber-Forschungen nachgewiesen. Der erste große Ausbruch wurde 2007 auf der Insel Yap im Pazifik beschrieben. Damals waren fast drei Viertel der Bevölkerung betroffen.

2013/14 kam es zum epidemischen Auftreten von Infektionen in französisch Polynesien und anderen pazifischen Inseln, von wo das Virus dann 2014/2015 nach Brasilien sowie in andere Länder Süd- und Zentralamerikas gelangte. Eine Hoffnung gibt es: "Die Impfstoffentwicklung ist auf Schiene", betonte Heinz. (APA, 6.12.2016)