Dortmunds Thomas Tuchel ist der Gruppensieg offiziell eher wurscht.

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Dortmund – Alle reden vom Gruppensieg in der Champions League, von einem "absoluten Sahnehäubchen", wie der Deutsche sagt – doch für den Asketen Thomas Tuchel ist das vielleicht gar nicht so erstrebenswert. "Wer möchte seine Hand ins Feuer legen, dass ein Gruppenzweiter im Achtelfinale das leichtere Los ist?", fragte der Trainer von Borussia Dortmund vor dem Spiel im Estadio Santiago Bernabeu von Real Madrid skeptisch: "Mir ist es relativ egal, ob wir zuerst auswärts spielen oder zu Hause."

Der sportliche Wert des Gruppensiegs, für den am Mittwochabend (20.45 Uhr, live ORF, ZDF und Sky) ein Unentschieden reichen würde, ist damit von höchster Stelle relativiert. Tuchel schont folglich Mario Götze, der wegen leichter Knieprobleme die Reise nach Madrid nicht antrat, am Wochenende beim 1. FC Köln jedoch wieder spielen soll.

Sportdirektor Michael Zorc, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Tuchels Spieler jedoch sehen das etwas anders. Immerhin könnte man den Titelverteidiger hinter sich lassen. Watzke rief zuletzt den Mitgliedern und Aktionären in Dortmund zu: "Wir wollen definitiv Erster werden." Dafür genügt zwar ein Unentschieden, doch das spielt in den Planungen keine Rolle. "Wenn wir das machen, wird es eng", sagte Lukasz Piszczek. "Wir spielen auf Sieg."

Ein wichtiger Faktor wird die Offensive mit Rückkehrer Marco Reus sein, der zuletzt beim 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach herrlich wirbelte. Für einen ist es sogar ein Vorspielen: Pierre-Emerick Aubameyang kokettiert immer wieder damit, wie gerne er für Real auflaufen würde. "Gott weiß, was in der Zukunft passieren wird", sagte der 27-Jährige. "Ich weiß, dass mein Großvater sehr stolz auf mich wäre. Er wohnte in einem kleinen Ort 100 Kilometer von Madrid entfernt." Auf dem Sterbebett nahm er dem Enkel 2014 das Versprechen ab, "irgendwann" für Real zu spielen.

Eine königliche Serie

Die Spanier können das Spiel gelassen angehen: Im Clásico hat sich der Tabellenführer am Wochenende auswärts durch ein spätes Tor zum 1:1 den FC Barcelona vom Hals gehalten. Seit 33 Pflichtspielen ist das Starensemble nun schon ungeschlagen. Bleibt das auch gegen Dortmund so, wäre der unter Trainer Leo Beenhakker 1988/89 aufgestellte Vereinsrekord egalisiert.

"33 Spiele ohne Niederlage können kein Zufall sein. Wir sind im Moment richtig gut in Form", befand Mittelfeldspieler Luka Modric. Anders als die in der Bundesliga wechselhafte Borussia überzeugte Real auch ohne die verletzten (mittlerweile aber wieder einsatzbereite) Toni Kroos und Gareth Bale zuletzt wettbewerbsübergreifend durch Konstanz.

Zu internationalen Dauerrivalen wurden Dortmund und Real ab 2012. Der nun anstehende Vergleich ist der achte in den vergangenen vier Jahren. Die Bilanz der Dortmunder in diesen Spielen ist bei drei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen positiv.

Was noch offen ist

Abseits des Mittwoch-Schlagers geht es nur noch in zwei Gruppen um Aufstiegsplätze. Im Fernduell der Gruppe G kann der FC Kopenhagen mit einem Sieg in Brügge noch den FC Porto vom zweiten Platz verdrängen. Die Portugiesen müssten zu Hause gegen Leicester City dann schon gewinnen. Englands in der Champions League noch ungeschlagener Meister mit Christian Fuchs steht bereits als Gruppensieger fest.

In Gruppe H macht sich Olympique Lyon im direkten Duell mit dem FC Sevilla noch Hoffnungen auf den Aufstieg. Drei Punkte liegen die Spanier derzeit vor Lyon, das Hinspiel endete mit 1:0 für Sevilla. Juventus Turin ist im Parallelspiel daheim gegen Dinamo Zagreb im Einsatz.

Nur statistischen Wert hat die Partie zwischen Leverkusen und Monaco. Die Deutschen mit Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Ramazan Özcan sind und bleiben Zweiter der Gruppe E hinter den Monegassen. Bayer-Coach Roger Schmidt wird auch verletzungsbedingt eine B-Elf aufs Spielfeld schicken. Zwischen Tottenham (Kevin Wimmer) und ZSKA Moskau geht es in Nordlondon noch um Platz drei, der zum Umstieg in die Europa League berechtigt. (sid, APA, red, 6.12.2016)