Wien – Kaleidoscope heißt die aktuelle CD von Khatia Buniatishvili. Wie dort standen bei ihrem Klavierabend im Wiener Konzerthaus Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung am Beginn. Und die Analogie macht da wie dort durchaus Sinn. Denn so wie ein Kaleidoskop aus bunten Fragmenten zufällige Muster ergibt, so schillernd und munter ist auch das Spiel der 29-Jährigen über weite Strecken.
Subjektivität heißt die bestimmende Kraft: Das zeigten schon die ersten drei Töne der Promenade, die es zunächst unmöglich machten, das gewählte Tempo zu erkennen. Dann blieb das ganze Stück wie hinter einem Schleier, seine Dynamik war nur in Umrissen zu erraten. Ähnlich der Gnom, der zwar behände dahinhuschte, dessen schroffe Kontraste aber verwaschen blieben. Dank des ausgiebigen Pedalgebrauchs ging es in derselben Art weiter.
Beachtliche Wendigkeit
Und Buniatishvili spielte ihre Franz-Liszt-Auswahl des zweiten Teils in ganz ähnlicher Manier, doch mit etwas anderer Wirkung. Da diese Stücke meist auf mehreren Ebenen gleichzeitig kontrastierend komponiert sind, ließen sie sich klarer hören. Und sie gaben der Pianistin auch mehr Gelegenheit, ihre beachtliche Wendigkeit nach außen zu kehren.
So erschienen in den Réminiscences de Don Juan die Mozart-Beschwörungen mehrfach gebrochen, bevor in der schmissig servierten Rhapsodie espagnole ebenso wie in der 2. Ungarischen Rhapsodie in der Bearbeitung von Vladimir Horowitz Feinheit und Witz ein wenig auf der Strecke blieben.
Eine andere Seite zeigte Buniatishvili bei den Zugaben. Versonnen ließ sie die Transkription der Arie Schafe können sicher weiden von Wilhelm Kempff aus Johann Sebastian Bachs Jagd-Kantate leuchten, duftig und schimmernd spielte sie Georg Friedrich Händels Menuett g-moll (Suite de pièces). Dem teilweise ziemlich jungen Publikum im Mozart-Saal gefiel das. (Daniel Ender, 6.12.2016)