Bildungsministerin Sonja Hammerschmid war hinsichtlich des Reformtempos "zu optimistisch".

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Innsbruck – Im September kündigte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) an, das Schulautonomiepaket zur Bildungsreform im Dezember dem Ministerrat vorlegen zu wollen. Doch noch laufen die Gespräche mit den Partnern von Gewerkschaft, Ländern und Schulen. "Die Schulautonomie ist ein sehr umfangreiches Paket, das auch die Behördenstruktur betrifft. Mein Entwurf liegt fertig beim Koalitionspartner", sagte Hammerschmid bei einem Besuch in Innsbruck am Mittwoch. Insgesamt betreffe die Reform 32 Gesetze und 400 Verordnungen.

Zeitplan "zu optimistisch"

Die im Rahmen dieser Reform geplante Bildungsdirektion, die die Schulverwaltung in den Ländern neu organisieren soll, lässt ebenfalls noch auf sich warten. Der von der Ministerin dafür ursprünglich anvisierte Zeitrahmen bis Ende des Jahres sei "zu optimistisch" gewesen, sagt Hammerschmid. Man verhandle dieses Thema im Moment noch intensiv und führe konstruktive Gespräche.

Dafür hat der Unterrichtsausschuss am Dienstag das Ganztagsschulpaket der Regierung beschlossen. Kommende Woche wird das Reformpapier im Parlament behandelt, wobei Hammerschmid keinerlei Probleme mehr erwartet. Von 2017 bis 2025 fließen 750 Millionen Euro in den Ausbau der Ganztagsschulbetreuung. In den ersten beiden Schuljahren werden mit dem Geld nur verschränkte Ganztagsschulen gefördert, in denen sich Unterrichtseinheiten, selbstständiges Lernen und freie Zeit abwechseln. Bis 2025 soll die Betreuungsquote dadurch von derzeit 20 auf 40 Prozent erhöht werden.

Reaktion auf Pisa-Ergebnisse

Bei ihrem Tirol-Besuch ließ die Bildungsministerin auch die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie nicht unkommentiert. Zwar liege Österreich ungefähr im OECD-Durchschnitt, dennoch seien die Ergebnisse "in keinster Weise zufriedenstellend". Ihr Ganztagsschulpaket erachtet die Ministerin als direkte Antwort auf die in der Studie aufgezeigten Schwächen. Gerade die mangelnde Chancengleichheit soll durch die gezielte Förderung von Kindern aus sozial schwachen Familien entschärft werden: "Die Ganztagsschule ermöglicht es uns, Kinder länger zu betreuen und zu fördern. Vor allem jene, die zu Hause nicht die Unterstützung erhalten, die sie brauchen."

Der Bildungssprecher der Tiroler SPÖ, Thomas Pupp, unterstützt die Pläne seiner Ministerin hinsichtlich Ausbau der Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht. Zugleich sieht er in Tirol noch großen Handlungsbedarf: "Wir haben im Landtag einen Antrag auf Änderung des Tiroler Schulorganisationsgesetzes eingebracht. Denn derzeit ist noch immer eine Zweidrittelmehrheit der Eltern und Lehrer nötig, um verschränkten Unterricht umzusetzen." (Steffen Arora, 8.12.2016)