Wien – Jihadismus in Österreich betrifft auch Frauen: Das zeigt die Beantwortung einer Anfrage der Grünen durch das Innenministerium. Mit Stichtag 31. August haben 59 Frauen versucht, in das Konfliktgebiet Syrien und Irak zu reisen oder sind dorthin gefahren. Die grüne Frauensprecherin Berivan Aslan zeigt sich über die hohe Zahl überrascht und fordert Maßnahmen speziell für Mädchen und Frauen.

Laut der Anfragebeantwortung lagen zu insgesamt 280 Personen Hinweise vor, die nahelegen, dass sie in das Konfliktgebiet gereist sind oder reisen wollten, um sich dort kämpfenden Gruppen anzuschließen – 59 Frauen und 221 Männer. Zugleich waren 87 Personen bekannt, die wieder nach Österreich zurückgekehrt sind, 13 von ihnen Frauen. Von den 280 Personen wurden 50 an der Ausreise gehindert, davon waren 22 Frauen. Zu 44 Personen liegen Informationen vor, dass sie im Kriegsgebiet gestorben sein dürften – ausschließlich Männer.

Grüne fordern frauenspezifische Maßnahmen

"Die Zahl ist unerfreulich. Mit diesem hohen Frauenanteil von 21 Prozent bei den unter Beobachtung stehenden IS-Sympathisantinnen hätte ich nicht gerechnet", sagt Aslan. Sie verweist in einer Stellungnahme auf Belgien, wo die Jihadistenszene um einiges größer sei, der Frauenanteil aber bei 17 Prozent liege. Desorientierte junge Frauen in Westeuropa würden sich von IS-Kämpfern angezogen fühlen und in der Vorstellung, an der Seite eines Kämpfers einen eigenen "Staat" aufzubauen, Halt und Sinn finden. Frauen nähmen im IS aber nicht nur die Rolle der Ehefrau eines "Helden" ein, sondern würden auch als Kämpferinnen und Selbstmordattentäterinnen eingesetzt, erklärt die Abgeordnete.

"Es gibt frauenspezifische Gründe, warum Frauen sich dem IS anschließen wollen. Deshalb braucht es auch frauenspezifische Präventionsmaßnahmen", sagt Aslan. Sie fordert, den Frauenanteil unter den Jihadisten künftig auch im Verfassungsschutzbericht zu veröffentlichen. (APA, 8.12.2016)