Athen – Das Chaos im Fährverkehr in der Ägäis wird auch am Freitag und Samstag andauern: Die griechischen Seeleute haben am Donnerstag beschlossen, ihren seit sieben Tagen andauernden Streik bis kommenden Sonntag (11. Dezember) zu verlängern. Ursprünglich sollte der Ausstand Freitag früh enden.
Wie die Gewerkschaft der Seeleute (PNO) mitteilte, will sie damit Widerstand gegen harte Sparmaßnahmen der Regierung von Alexis Tsipras leisten. Inseln, die keinen Flughafen haben, sind seit einer Woche praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Als Zeichen des guten Willens hatten die Seeleute am Donnerstag einer Fähre erlaubt, Kühllastwagen aus Kreta mit Gemüse und Obst nach Piräus zu bringen. Fähren sollen erst wieder am Sonntag ab 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 MEZ) ablegen, berichtete das Staatsradio unter Berufung auf die Gewerkschaft weiter.
Die Streikwelle und die Proteste gegen neue Pensionskürzungen und Steuererhöhungen in Griechenland erreichte am Donnerstag unterdessen ihren vorläufigen Höhepunkt. Knapp 10.000 Menschen demonstrierten nach Polizeischätzungen im Zentrum Athens gegen die Sparpolitik. Das Budget 2017 sieht weitere Kürzungen und Einsparungen sowie Steuererhöhungen von 2,5 Milliarden Euro vor.
"Kampf gegen die alten und neuen Sparmaßnahmen", hieß es auf Transparenten, wie das Fernsehen zeigte. Auch in anderen Regionen des Landes gingen Tausende Arbeitnehmer auf die Straßen.
Keine Beunruhigung in der Regierung
Die Regierung des linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras zeigte sich wegen der Ausstände nicht beunruhigt. Ein Regierungsfunktionär wertete die Streiks als "Aktionismus der Gewerkschaften". Hotels, Geschäfte und die meisten Banken wurden nicht bestreikt. Auch der Flugverkehr war normal.
Donnerstag früh kam es im Nahverkehr zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen. U-Bahnen und die Stadtbahn von Athen sowie die Busse in mehreren Städten des Landes fuhren nicht, ebenso wie die Eisenbahn. Ministerien und zahlreiche staatliche Schulen wurden ebenfalls bestreikt. Die Ärzte behandelten in staatlichen Krankenhäusern nur Notfälle, teilten ihre Verbände mit.
Auch griechische Zeitungen erschienen am Donnerstag nicht, weil die Journalisten am Vortag gestreikt hatten. Deshalb hatte es am Mittwoch auch keine Nachrichten in Radio und Fernsehen gegeben.
Zu den Protestaktionen aufgerufen hatten die zwei größten Gewerkschaften des privaten und staatlichen Bereichs, GSEE und ADEDY, sowie die kommunistische Gewerkschaft PAME. Der neue Sparetat soll am kommenden Samstag vom Parlament gebilligt werden. (APA, 8.12.2016)