Jens Claßen, Elisabeth Veit, Georg Schubert, Raphael Nicholas, Nancy Mensah-Offei (v. li.).

Foto: Anna Stöcher

Wien – Schon beim Einlass im Saal des Theaters an der Gumpendorfer Straße (TAG) ist unter den Zuschauern ein leichtes Unbehagen spürbar. Werden hier gleich Zombies unter den Gästen Platz nehmen? Doch die Bedrohung kommt in Der Nachmittag der lebenden Toten, anders als in seinem filmischen Vorbild, nicht von außen. Ein Flimmern aus dem Nebenzimmer zitiert bereits den Kulthorrorfilm von George A. Romero aus dem Jahr 1968.

In der Inszenierung von Thomas Desi (Regie und Text) finden sich die Filmfiguren in neuen Konstellationen wieder: Barbra (Nancy Mensah-Offei), Tom (Raphael Nicholas), Harry (Jens Claßen) und Helen (Elisabeth Veith) werden von Ben (Georg Schubert) zu einer Nachmittagsfeier eingeladen. Ein Vorwand, denn dem Wahn verfallen, einem Versicherungsbetrug auf der Spur zu sein, plant Ben die Zerstörung der vermeintlichen Schuldigen.

Anders als sein filmisches Vorbild bekämpft er nicht den Horror, sondern initiiert ihn. Seine beengte Wohnung, in die er sich mit den anderen einschließt, dient nicht als Schutzraum, sondern hier formiert sich erst der Wahnsinn, der alle zu lebenden Toten werden lässt. "Sie kommen dich holen" – damit ist diesmal die Polizei und eine Erlösung gemeint.

Krampfende Körper

Der Bühnenraum zwingt die Schauspieler in die Physiognomie eines Zombies: In dem niedrigen Zimmer (Ausstattung: Alexandra Burgstaller) können sie kaum aufrecht stehen, müssen ihre Köpfe schief legen und ziehen Gliedmaßen hinterher. Ben benötigt gar einen Rollator. Statt Blut spritzt Wein. Und nicht der Biss durch einen lebenden Toten, sondern allerlei Allergien und Smartphone-Abstinenz lassen die Figuren in Anfälle verfallen und Zombielaute von sich geben.

TAG

Hinter jenen schönen und humorvollen Bildern, etwa wenn Toms suchende Hand an abgetrennte Gliedmaßen erinnert, bleibt jedoch die Qualität des Textes zurück. Durchaus originelle Überlegungen wie die Frage, ob Jesus auch als Zombie zu betrachten wäre, gehen in der abstrusen und manchmal unverständlichen Handlung verloren. Das geht auf Kosten so mancher Pointen.

Dass man dem Treiben auf der Bühne trotzdem gern zusieht, ist vor allem der Leistung der Schauspieler zu verdanken. (Katharina Stöger, 8.12.2016)