Wien – Der Dirigent nahm am Ende das Mikro in die Hand und lieferte die Kritik beinahe selbst: Das Publikum habe die Wiener Philharmoniker von morgen gehört, so Zubin Mehta über das Webern Symphonie Orchester der Musikuniversität. Vor allem wollte er jenem Mann danken, der die Probenarbeit leitete: Helmut Zehetner, Professor für Orchestererziehung und Stimmführer der zweiten Geigen bei den Philharmonikern. Er selbst, so Mehta, sei bereits auf einen perfekt vorbereiteten Klangkörper getroffen und konnte gleich zu interpretieren beginnen.
Man muss sich allerdings vergegenwärtigen, dass die Aufnahme in das Orchester zwar sehr großes Können und Erfahrung voraussetzt, dass es sich aber bei den Mitgliedern um Studierende handelt. Erst dann lässt sich das beeindruckende Niveau würdigen: der homogene, ausgeglichen runde, klare Streicherklang ebenso wie der durchgehend hohe Standard bei den Bläsern mit ihren vielen glänzenden Solisten. Dass die dritte Symphonie von Schubert eher brav-gediegen daherkam, schmälerte nicht die Klangkultur, die bereits hier demonstriert wurde.
Die heiklen Sechs Orchesterstücke op. 6 von Webern zeigten vielleicht am klarsten, was man will und kann: mit der sprichwörtlichen Wiener Klangkultur Ausdrucksintensität und klangliche Opulenz, Phrasierungskunst und Musizierfreude verbinden. Zu einem Maximum an Schwung fanden Dirigent und Orchester schließlich bei der siebenten Symphonie von Dvorák. Sie bewirkte einen mitreißenden Konzertabend. Und Zubin Mehta hatte ganz offensichtlich zumindest ebenso viel Freude wie am Pult der Staatsoper, wo er gerade Verdis Falstaff dirigiert. (daen)
(daen, 10.12.2016)