Bregenz – Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat gegen einen Vorarlberger Unternehmer Anzeige wegen Verstößen gegen das Tiertransportgesetz erstattet. Unter anderem soll der Zwischenhändler falsche Angaben zu Transportzeiten gemacht haben, teilte der VGT am Sonntag in einer Aussendung mit. Zudem sollen Schweine aus deutschen Großbetrieben als hiesiges Schweinefleisch verkauft worden sein.

Der Zwischenhändler soll die Transportzeit meist mit dreieinhalb Stunden angegeben haben, obwohl die gesamte Transportdauer – inklusive Verladung, Fahrt und Stehzeiten – bis zu zehn Stunden betragen habe, so der Vorwurf. Erlaubt seien höchstens acht Stunden. Darüber hinaus sei der große Tiertransporter nicht als solcher gekennzeichnet gewesen und habe über keine Wassertränken verfügt. Dies sei bei derart langen Transportzeiten aber vorgeschrieben. Auch die vorgegebene Einstreu sei "nur im Ansatz" vorhanden gewesen, meinte der VGT.

Die Schweine aus einem Großbetrieb im deutschen Allgäu seien auf acht Fleischereien aufgeteilt worden, die in ihren Internet-Auftritten laut VGT behaupten, dass ausschließlich Vorarlberger Tiere aus artgemäßer Haltung geschlachtet und verarbeitet würden. Bei persönlichen Verkaufsgesprächen seien Informationen vorenthalten oder Falschinformation gegeben worden. Der VGT ortete im Hinblick auf die Herkunft des Fleisches somit eine Täuschung der Konsumenten.

Politik verlangt Konsequenzen

Die Landespolitik fordert nun Konsequenzen. Während die SPÖ auf eine baldige Einberufung des Kontrollausschusses drängte, verlangten die NEOS eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. Die Grünen wollen, dass die Verantwortlichen "zur Rechenschaft gezogen" werden.

Die designierte SPÖ-Vorsitzende, LAbg. Gabi Sprickler-Falschlunger bemängelte am Sonntag die mangelnde Transparenz. "Offenbar ist seit 3. Juli dieses Jahres klar, dass illegale Transporte von deutschen Schweinen nach Vorarlberg erfolgten. Jeder durfte daher mit Recht annehmen, dass dieses Schweinefleisch für den Verkauf in Vorarlbergs Geschäften bestimmt war", argumentierte die Landtagsabgeordnete. Sie forderte zur "restlosen und vorbehaltlosen Aufklärung" die umgehende Einberufung des Kontrollausschusses. Dorthin müssten sämtliche Verantwortliche geladen werden.

NEOS: "Schweinerei"

Die NEOS orteten eine dreifache "Schweinerei" – gegenüber den Konsumenten, gegenüber der heimischen Landwirtschaft und natürlich gegenüber den Tieren. Letztere seien "fragwürdigen Transportbedingungen ausgesetzt", bevor sie als "Kurzzeit-Vorarlberger" ihr Leben lassen müssten, meinte LAbg. Martina Pointner in einer Aussendung. Sie forderte eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht: "Der Konsument muss auf den ersten Blick erkennen können, woher das Tier stammt, unter welchen Bedingungen es gehalten und geschlachtet wurde", so die Landwirtschaftssprecherin der NEOS im Vorarlberger Landtag.

"Scharfe Konsequenzen" braucht es den grünen Landtagsabgeordneten Nina Tomaselli und Daniel Zadra zufolge: "Denn solche Dinge schädigen das Vertrauen in die heimische Landwirtschaft". Die Verantwortlichen müssten "zur Rechenschaft gezogen" werden. Zadra sprach von einer "List" gegenüber den Konsumenten und forderte ebenfalls eine umfassende Kennzeichnung von frischem und verarbeitetem Fleisch, was Herkunft und Haltungsform anbelangt.

VP: Deutsche Behörden in der Pflicht

Die Vorarlberger FPÖ-Konsumenten- und Tierschutzsprecherin Nicole Hosp verurteilte gegenüber dem Vorarlberger ORF derartige Machenschaften "auf das Schärfste". Während sich viele Landwirte und Metzgerbetriebe bemühten, regional und fair zu erzeugen, würden "schwarzen Schafe" mit derartigen Aktionen diese Bemühungen zerstören. Auch sie verlangte eine klare Kennzeichnungspflicht.

Auch die Vorarlberger Volkspartei forderte am Sonntag nach den VGT-Vorwürfen rasch Konsequenzen. Tierschutzsprecher Bernhard Feuerstein nahm in puncto Tierhalter und Transporteur die deutschen Behörden in die Pflicht.

In den vergangenen Jahren sei "viel Geld in die Hand genommen" worden, um Konsumenten über die Herkunft und die damit verbundenen tierschutzrechtlichen Vorschriften zu informieren. All diese Bemühungen würden durch derartige Ereignisse "massiv" infrage gestellt. "Metzgereien, die die Herkunft ihrer Produkte bewusst verschleiern, sind rigoros zu bestrafen", meinte der Landtagsabgeordnete. (APA, 11.12.2016)