Der Eingangsbereich des Frauenhauses Graz ist transparent und in freundlichen Farben gehalten.

Foto: leb idris architektur

In dem Gewaltschutzhaus gibt es verschiedene Wohnformen.

Foto: leb idris architektur

Graz – Wie bei anderen Frauenhäusern in Österreich war die Adresse von jenem in der Grazer Fröhlichgasse jahrelang geheim. Damit wollte man Frauen schützen, die vor gewalttätigen Partnern geflohen waren. "Es hat sich aber gezeigt, dass es unmöglich ist, in einer Stadt wie Graz die Adresse geheim zu halten", sagt Michaela Gosch, Geschäftsführerin der steirischen Frauenhäuser.

Das Grazer Frauenhaus feiert am Montag mit seiner Neueröffnung den 35. Geburtstag. Es folgte 1981, drei Jahre nach dem ersten Frauenhaus in Wien, als Österreichs zweite Gewaltschutzeinrichtung für Frauen und deren Kinder. Mittlerweile gibt es auch eines in der Obersteiermark.

Motto: "Sichtbar und sicher"

Mit dem Umbau des Hauses durch das Architekturbüro Leb Idris setzt man auf Transparenz: "Sichtbar und sicher" lautet das Motto. Der Hauseingang wurde deutlich ausgeschildert und in freundlichen Farben gestaltet, trotzdem gelangt man durch ein Sicherheitssystem hinein. Statt der Einzelzimmer gibt es Wohngemeinschaften für je maximal vier Frauen sowie vier Kleinwohnungen mit je zwei Zimmern, die für Mütter und ihre Kinder gedacht sind, sowie Garçonnièren. "Das kommt Bedürfnissen der Frauen näher", so Gosch, "unsere älteste Bewohnerin war 87 Jahre." Nun ist Platz für 25 Frauen und 25 Kinder.

Erster männlicher Mitarbeiter

Mütter dürfen nun auch ihre Söhne bis ins Alter von 18 Jahren mitnehmen und müssen Buben über 14 nicht mehr zurücklassen. Ein wichtiger Teil des Konzeptes gilt der Unterbrechung der Gewaltspirale in den Generationen. "Seit 1. Dezember arbeitet erstmals ein Mann bei uns, ein Sozialarbeiter in der Kinderbetreuung", sagt Gosch, die positive männliche Rollenbilder für besonders wichtig hält. Auch der Kindergarten im Haus ist neu.

Seit eineinhalb Jahren könne man von "ordentlichen Tagessätzen gut leben", sagt Gosch. Diese werden zu 60 Prozent vom Land, der Rest von den jeweiligen Herkunftsgemeinden der Klientinnen gestellt. Für den Umbau stellte die Stadt Graz 2,5 Millionen Euro, das Land Steiermark steuerte 283.000 Euro für die Möblierung bei. (Colette M. Schmidt, 12.12.2016)