Daniel Koller/derStandard.at
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Mit drahtlosen Kopfhörern ist es so eine Sache. Hat man sich einmal an den Luxus des fehlenden Kabels gewöhnt, greift man danach eher ungern zu traditionellen Ohrhörern. Kombiniert man Kabellos dann auch noch mit Noise-Cancelling, wird dieser Effekt noch verstärkt. In diesem Kopfhörerbereich führend war bisher Bose, mittlerweile versuchen immer mehr Hersteller, dem US-Unternehmen den Rang abzulaufen. Boses Noise-Cancelling-Flaggschiff, der Quiet Comfort 35, verkauft sich trotzdem prächtig, während Sony mit dem MDR-1000X einen ordentlichen Herausforderer ins Rennen schickt. Der WebStandard konnte beide über einen längeren Zeitraum testen.

Preis und Verarbeitungsqualität

Vorweg: Ein Schnäppchen sind beide Kopfhörer nicht. Bose verlangt etwa 379 Euro, wobei der Straßenpreis mittlerweile bei rund 320 Euro liegt, und Sony will um die 400 Euro für sein Produkt. Den höheren Preis der MDR-1000X kann man zumindest etwas nachvollziehen, wenn man die Kopfhörer zum ersten Mal in den Händen hat. Im Vergleich mit den Quiet Comfort 35 fühlen sich diese nämlich deutlich hochwertiger an. Dies liegt einerseits am Metallbügel und andererseits an einem lederähnlichen Material, das Sony für die Kopfhörer verwendet. Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität wirken einzig die Knöpfe der MDR-1000X etwas billig. Ansonsten liegt das Produkt gegenüber der Bose-Konkurrenz vorne, die zwar gut verarbeitet ist, aufgrund des verwendeten Kunststoffes aber nicht so hochwertig wirkt.

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Tragekomfort und Kopplung

In puncto Tragekomfort geht die Runde unentschieden aus. Zwar sind die Sony-Kopfhörer mit circa 275 Gramm etwas schwerer als die Quiet Comfort 35 mit 236 Gramm – beide sind allerdings sehr angenehm zu tragen. Auch bei längeren Hörsessions wie etwa bei Langzeitflügen oder beim Laufen zwickt oder verrutscht nichts. Nach dem ersten Aufsetzen ist Pairing mit dem Smartphone an der Reihe, was bei beiden Kopfhörern problemlos abläuft. Beide bieten NFC, um etwa schnell ein Android-Gerät zu verbinden. Probleme mit der Bluetooth-Verbindung gab es im Test nicht. Allerdings sei angemerkt, dass die Sony-Kopfhörer nur mit einem Gerät gleichzeitig gekoppelt sein können. Das ist insofern mühsam, da bei einem Wechsel von Smartphone zu Laptop etwa die MDR-1000X neu verbunden werden müssen. Bose löst dies besser, hier können bis zu drei Geräte gleichzeitig verbunden sein und zwischen mehreren Geräten mittels App gewechselt werden.

Noise-Cancelling

Hinsichtlich des Noise-Cancellings unterscheiden sich die Kopfhörer deutlich. Die MDR-1000X schirmen fantastisch ab und bieten somit bereits Stille. Bei den Bose-Kopfhörern wird nicht so gut abgeschirmt, allerdings gibt es hier das bessere aktive Noise-Cancelling. Beim Produkt von Sony verblieb im Test ein geringer Druck in den Ohren, der selbst nach längerer Nutzung noch spürbar war. Bei den Quiet Comfort 35 war dies nur in der Anfangsphase der Fall. Insgesamt funktioniert das Noise-Cancelling bei beiden Produkten aber sehr gut. Im Flieger, U-Bahn, lautem Fitnessstudio oder auf der Straße neben einer stark befahrenen Straße dringen kaum Nebengeräusche durch. Mit Musik kombiniert landet dann einzig der gewünschte Sound im Ohr. Bei den MDR-1000X lässt sich das Noise-Cancelling deaktivieren beziehungsweise drosseln. Bei den Quiet Comfort 35 ist das nicht der Fall, allerdings soll dies mittels App-Update nachgeliefert werden.

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Sound

Beim Sound-Showdown geht Sony als Gewinner hervor. Die MDR-1000X liefern insgesamt das bessere Gesamtpaket aus satten Bässen, neutralen Höhen und Tiefen. Besonders bei elektronischer Musik gefallen die Kopfhörer, machen aber auch bei Jazz, Rap, Pop und Klassik einen sehr guten Eindruck. Die Quiet Comfort 35 klingen gut, da insgesamt ein sehr neutrales musikalisches Gesamtbild geliefert wird, allerdings fehlt der Bass und klingt etwas matschig. Ein klanglicher Unterschied bei aktiviertem Noise-Cancelling ist bei den Sony-Kopfhörern nicht auszumachen, beim Bose-Produkt jedoch sehr wohl – die Quiet Comfort 35 klingen dabei deutlich besser als ohne. Bei den MDR-1000X ist ferner die sogenannte "Personal NC Optimizer"-Funktion mit dabei. Diese analysiert die Form des Kopfes und der Ohren und passt den Klang daran an. Dies funktioniert im Test erstaunlicherweise gut und liefert einen noch besser abgestimmten Sound. Da der Sound oftmals sehr subjektiv empfunden wird, wurden die Kopfhörer zuletzt bei fünf Testhörern mit drei Songs (Jazz, Elektronik und Pop) und aktiviertem Noise-Cancelling abgefragt – vier der fünf Teilnehmer zogen die MDR-1000X vor.

Bedienung und Extras

Bei der Bedienung entscheiden schließlich wohl die eigenen Präferenzen. Die MDR-1000X lassen sich mittels Touchpad auf der Seite steuern, die Quiet Comfort 35 per Tasten auf der Unterseite des rechten Hörers. Die Touch-Steuerung funktioniert recht gut, mit Wischgesten lässt sich etwa ein Song überspringen oder die Lautstärke anpassen. Deckt man bei den MDR-1000X den rechten Hörer ab, werden zudem sämtliche Außengeräusche verstärkt durchgestellt. Dies ist ganz nützlich, wenn man plötzlich von jemandem angesprochen wird. Nimmt man die Hand vom Hörer, spielt die Musik dann weiter, und das Noise-Cancelling reaktiviert sich. Beide Kopfhörer weisen übrigens Mikrofone auf, mit denen telefoniert werden kann. Die Audioqualität bei Anrufen ist bei beiden Produkten in Ordnung, einen Unterschied zwischen den beiden Produkten konnte keiner der Angerufenen feststellen.

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And the Winner is ...

Einen eindeutigen Gewinner gibt es beim Showdown zwischen den Sony MDR-1000X und den Quiet Comfort 35 von Bose nicht. Beide sind sehr gute drahtlose Noise-Cancelling-Kopfhörer mit kaum Abstrichen. Die Quiet Comfort 35 bieten eine bessere Geräuschunterdrückung und das Produkt von Sony insgesamt den besseren Sound. Beide Kopfhörer kommen auch etwa an die versprochene Akku-Laufzeit von 20 Stunden heran, wobei die Bose etwas länger durchhielten. Sollte man also viel reisen oder in geräuschintensiver Umgebung arbeiten oder unterwegs sein, lohnen sich die Bose-Kopfhörer etwas mehr, und wer Wert auf noch besseren Sound legt, dem seien die MDR-1000X nahegelegt. Falsch macht man auf jeden Fall mit beiden nichts. (Daniel Koller, 17.12.2016)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Richtlinien: Die Kopfhörer wurden vom Hersteller zur Verfügung gestellt.