Rom – Der massive Einstieg des französischen Medienkonzerns Vivendi bei der italienischen Fernsehgruppe Mediaset im Besitz von Ex-Premier Silvio Berlusconi beflügelt die Aktie des TV-Konzerns in Mailand. Die Mediaset-Aktie kletterte am Mittwochvormittag um sieben Prozent auf 3,82 Euro, nachdem Vivendi am Dienstag seinen Anteil an der TV-Gesellschaft auf 12,32 Prozent aufgestockt hat.
Am Montag hatte die Mediaset-Aktie bereits um 31 Prozent zugelegt. Vivendi will hinzukaufen, um zum zweitstärksten Aktionär von Mediaset aufzurücken. Das könnte den Erwerb von bis zu 20 Prozent bedeuten. Die Börse schließt nicht aus, dass Mediaset Opfer einer "feindlichen Übernahme" durch Vivendi werden könnte. Der Mediaset-Mutterkonzern, die Holding Fininvest, hatte am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft Mailand Anzeige wegen Marktmanipulationen erstattet und die italienische Börsenaufsicht Consob darüber in Kenntnis gesetzt.
Offene Schlacht
Damit ist eine offene Schlacht zwischen Berlusconi und Vivendi-Chef Vincent Bollore ausgebrochen. Zwischen den beiden sind die Beziehungen bereits seit Monaten gespannt. Im Sommer ließ Vivendi eine schon vereinbarte Übernahme des zu Mediaset gehörenden Pay-TV-Senders Premium platzen. Vivendi bezweifelte plötzlich die finanzielle Bewertung und wollte nun lieber 15 Prozent an der ganzen Gruppe. Mediaset lehnte ab und verklagte Vivendi auf Schadenersatz von 570 Mio. Euro.
Eigentlich wollten die Unternehmen eine gemeinsame Plattform zum weltweiten Vertrieb von TV-Inhalten schaffen. Italienische Medien hatten von einem "europäischen Netflix" gesprochen. Doch der Deal ist gescheitert. Bollore will jetzt mit einer feindlichen Übernahme bei Mediaset das Sagen haben. Ob er es schafft, ist fraglich.
UniCredit ist Advisor
Mediaset kann mit der Unterstützung der Bank-Austria-Mutter UniCredit rechnen, den die Gesellschaft als Advisor zur Verteidigung ihrer Interessen angeheuert hat. Mediaset muss jetzt Verbündete suchen, um seine Position zu konsolidieren. Die Gefahr ist, dass es mit den Franzosen als zweitstärksten Aktionär zu einem Stillstand bei der Bestimmung der strategischen Beschlüsse des Unternehmens kommen könnte. Das kann sich Berlusconi nicht erlauben. (APA, 14.12.2016)