Speiseröhre: Arbeiten die verschiedenen Muskeln des "Schlauches" nicht richtig, spricht man von einer Motilitätsstörung des oberen Verdauungstraktes.

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Schlucken zählt zu den häufigsten Körperbewegungen des Menschen. Rund 1000 Mal pro Tag wird dieser Vorgang ausgelöst und zwar ohne, dass die meisten ihm besondere Beachtung schenken. Auffällig wird es erst, wenn der Bissen im Hals stecken bleibt oder rasch in die Kehle zurück gelangt. Liegt eine so genannte Schluckstörung (Dysphagie) vor, wird auch das Festtagsessen zur Qual.

Eine solche Störung kann unterschiedliche Ursachen haben: Neben der Schluckstörung im höheren Alter (Presbyphagie) können neurologische Erkrankungen, psychische Probleme, Verspannungen oder Erkrankungen im Hals- und Rachen- Bereich dafür verantwortlich sein.

Dabei sollten Betroffene beobachten, ob das typische Knödelgefühl schon im Hals auftritt oder sich hinter oder unter dem Brustbein mit schmerzhaftem Druck bemerkbar macht. Bleibt das Essen gleich im Hals stecken, sollte zuerst ein HNO-Arzt zugezogen werden. Dieser stellt mittels Untersuchungen fest, ob Entzündungen, Gewächse oder andere gute und bösartige Veränderungen vorliegen.

Motorische Störung

Liegen, wie bei der Mehrzahl der bis 50-Jährigen der Fall, die Schluckprobleme hinter oder unter dem Brustbein, ist zumeist eine motorische Störung der Speiseröhre, eine Fehlfunktion des Speiseröhren-Schließmuskels (Anti-Reflux-Ventil) oder aber ein Passagehindernis in der Speiseröhre selbst schuld. In all diesen Fällen spricht man von ösophagealer Dysphagie. "Charakteristisch ist: Patienten macht in dem Fall nicht nur die Schluckstörung selbst zu schaffen, sondern zumeist auch ein äußerst schmerzhaftes Brennen sowie krampfhaftes Druckgefühl unter dem Brustbein", berichtet Martin Riegler, ärztlicher Leiter des Reflux-Medical Zentrums in Wien.

Dieses Problem kennt auch die Wiener Kardiologin Senta Graf aus ihrer Praxis: "Der Druck in der Brust wird von manchen Patienten so stark empfunden, dass sie einen drohenden Herzinfarkt befürchten."

Können Herzprobleme ausgeschlossen werden, wird zur genauen Abklärung zunächst eine Gastroskopie gemacht. Diese Untersuchung wird in vielen Zentren unter Kurzzeitnarkose angeboten. "Dabei erkennt man allfällige Schleimhautverätzungen, die Krämpfe des oberen Speiseröhrenschließmuskels und Schluckstörungen auslösen können. Auch andere mögliche Ursachen wie Tumore, Divertikel und Verengungen der Speiseröhre werden dabei festgestellt", sagt Speiseröhrenspezialist Sebastian Schoppmann vom AKH-Wien.

Volkskrankheit Sodbrennen

Weitere wichtige Untersuchungen zur Abklärung, ob die Speiseröhre richtig funktioniert, stellen der Kontrastmittelschluck sowie die Druck-, Transport- und Refluxmessung dar. Denn für den Durchlass am Ein- und Ausgang der Speiseröhre sorgen die beim Schlucken unwillkürlich erschlaffenden Schließmuskeln. Arbeiten die verschiedenen Muskeln des "Schlauches" nicht richtig, spricht man von einer Motilitätsstörung des oberen Verdauungstraktes. Hierfür sind verschiedene Krankheiten verantwortlich. Wesentlich häufiger ist aber die Volkskrankheit Sodbrennen, die zu einer Erschlaffung des Anti-Reflux-Ventils führt, die Ursache.

"Ist das Anti-Reflux-Ventil erschlafft, hilft den meisten Patienten die vorübergehende Umstellung auf spezielle, zuckerfreie Ernährung, kombiniert mit besserer Stressbewältigung und mehr Bewegung. Säurehemmende Präparate können bei Bedarf zusätzlich helfen, sollten aber in Rücksprache mit dem Arzt und eher zurückhaltend eingesetzt werden", so Riegler. In wenigen Fällen, etwa bei stark gestörter Transportfunktion oder bei zu großem Zwerchfellbruch, sind minimal-chirurgische Eingriffe zur Korrektur und Wiederherstellung der Speiseröhrenfunktion nötig, um die Schluckstörung zu beheben.

Tipps für eine gesunde Speiseröhre

  • Häufige, kleine, eiweißreiche und fettarme Mahlzeiten einnehmen
  • Im Sitzen essen, gut kauen, zwei Stunden nach den Mahlzeiten nicht hinlegen
  • Wenn vorhanden, Übergewicht reduzieren
  • Bewegung in den Alltag einbauen
  • Mit dem Rauchen aufhören
  • Gesüßte Speisen und Getränke sowie Alkohol meiden
  • Keine schmerzstillenden Medikamente einnehmen
  • Beim Bücken in die Hocke gehen anstatt den Oberkörper zu beugen
  • Keine zu einengende Kleidung tragen
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen, durch Anhebung des Kopfendes um etwa zehn bis zwölf Zentimeter (red, 14.12.2016)