Göschenen 1873, Europas grösste Baustelle.

Foto: ORF/Zodiac Pictures/Benrd Spauke

Pasquale Aleardi (Tommaso), Maxim Mehmet (Max), Miriam Stein (Anna).

Foto: ORF / Zodiac Pictures/Benrd Spauke

Der Superlativ ist Programm. Vergangenen Sonntag fuhr der erste regulär verkehrende Personenzug durch den neu gebauten Gotthard-Basistunnel – der längste Eisenbahntunnel der Welt, ein 65 Kilometer langes Loch durch die Schweizer Alpen. Weil großen Fernsehspektakteln ein Anlass gut tut, verfilmte das Schweizer Fernsehen (SRF) mit "Gotthard" die Geschichte des kleinen Bruders des Tunnels als Zweiteiler in Koproduktion mit ZDF und ORF zur Ausstrahlung in diesem Jahr. Und leistet sich dafür ebenfalls einen Rekord: Mit mehr als zehn Millionen Euro Produktionskosten ist es die teuerste Produktion der Schweizer.

Der Gotthardtunnel verläuft im gleichen Berg, aber westlich vom neuen Tunnel und ist nur 15 Kilometer lang. Womit er bei seiner Fertigstellung 1882 – wie der "neue" heute – ein technisches Wunderwerk und der längste Eisenbahntunnel weltweit war. In insgesamt drei Stunden "Gotthard" packen Regisseur Urs Egger und Drehbuchautor Stefan Dähnert neben der Geschichte des Baus, bei dem fast 200 Menschen starben, auch noch eine Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen der Schweizer Fuhrmannstochter Anna (Miriam Stein), dem italienischen Gastarbeiter Tommaso (Pasquale Aleardi) und dem deutschen Ingenieur Max (Maxim Mehmet).

Eine Reihe stets aktuelle Konflikte

Und damit auch gleich eine ganze Reihe stets aktueller Konflikte: der Streit zwischen Arbeitern und Ingenieuren, ohne wen der Tunnel nun wirklich nicht möglich sei; technischer Fortschritt gegen Bewahren von Traditionen; wenn Anna ihren sturen Vater überreden will, Material für den Tunnelbau zu transportieren, weil ihr Geschäft über den Pass früher oder später ohnehin dahin sein würde. Oder die offene Ablehnung der Einheimischen gegen die vemeintlich "wilden" Gastarbeiter aus dem Süden.

Schauspielerin Miriam Stein hat genau das am Film gefallen, "dass er die Ängste der Leute aufzeigt, aber gleichzeitig zeigt, dass es ohne diese Fremden nicht geht", sagt sie zum STANDARD. "Gotthard" schaffe es, "dass man sich mit all diesen wichtigen Themen auch auseinandersetzt". Schließlich seien auch die Filme selbst eine Koproduktion gewesen "und kein Land hätte diese Summe alleine aufstellen können".

Wie legt man die Rolle als eine von ganz wenigen Frauen an, eingezwickt zwischen den ultramännlichen Sphären Politik, Management und Bergbau? "Ich wollte, dass sie kein Wort zu viel sagt", sagt Stein, "ich habe versucht, sie klar, reduziert und stark. Freilich: Als einzige Frau in einem Fernsehfilm muss man auch 2016 noch "immer wieder lächeln und bestimmte Dinge erfüllen", gibt Stein zu. (Sebastian Fellner, 18.12.2016)