Wien – 50.000 Zuwanderer pro Jahr: So viel braucht der österreichische Arbeitsmarkt durchschnittlich auf längere Sicht, um das Angebot an Arbeitskräften konstant zu halten – das geht aus dem Bericht des Migrationsrats des Innenministeriums hervor. Wobei hier von der Nettozuwanderung die Rede ist, also jener Zahl, die übrig bleibt, wenn man von der Zuwanderung in einem Zeitabschnitt die Abwanderung wegrechnet.

Mehr Migration als Asyl

"Dass Österreich aufgrund seiner demografischen Struktur Migration braucht, versteht sich von selbst", sagt Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP). Anders gesagt: Je weniger Migration es gibt, desto schneller altert die österreichische Gesellschaft. Doch wie viele Menschen müssten jährlich zuwandern, um die negativen Folgen der Alterung, etwa für das Pensionssystem, auszugleichen? Laut dem Integrationsexperten Heinz Faßmann müssten es sogar 140.000 bis 260.000 netto sein. Zum Vergleich: Im Asyl-Rekordjahr 2015 lag die Nettozuwanderung bei 113.000. Und weniger als die Hälfte der Zuwanderer waren Flüchtlinge.

Dass die Bundesregierung dennoch nicht das Ziel verfolgt, die Zuwanderung hoch zuhalten, liegt laut Sobotka in der mangelnden Akzeptanz von Migration in der Bevölkerung. Man werde demnach weiterhin versuchen, die Zahl der Asylanträge zu drosseln.

Im Gegenzug könnte Österreich ein weiteres Resettlement-Programm durchführen, also gezielt Flüchtlingsfamilien aus Jordanien oder dem Libanon einfliegen und hier versorgen. Auf konkrete Zahlen legt sich der Minister nicht fest. Bisher hat Österreich ein Kontingent von 1.900 Resettlement-Flüchtlinge zugesagt, 400 davon sind laut Ministerium noch nicht im Land.

Sobotka hatte angekündigt, mit anderen Ministerien sowie Vertretern aus Ländern und Gemeinde eine "Migrationsstrategie" erarbeiten zu wollen. Eine neue "Migrationskommission" soll dabei helfen, leiten wird sie Faßmann, der schon Vorsitzender des Expertenrats für Integration im Außenministerium ist. (Maria Sterkl, 15.12.2016)