Nicht immer geht es in den "ASH"-Comics so zur Sache wie hier. Ganz nach US-Vorbild gibt es in den Storylines auch stille Momente.


Foto: Austrian Superheroes

Wien – Als ernsthafter Superheld mit Realismusanspruch hatte man es in der europäischen Comicswelt bislang eher schwer. An französisch-belgischen Humorhelden mit knolligen Nasen (Asterix, Lucky Luke ...) gab es für patriotische Lichtgestalten nach US-Vorbild lange Zeit kein Vorbeikommen. Ob das an der historischen Einsicht Europas in die eigene Fehlbarkeit liegt, sei dahingestellt.

Fakt ist: Es ändert sich etwas. Der Blick jüngerer Generationen geht eher nach Japan in Richtung der boomenden und mittlerweile gut kopierten Mangakultur oder in die USA, von wo aus die schlagkräftigen Superhelden aus den Häusern Marvel (Spiderman, Hulk, X-Men) oder DC (Batman, Superman) seit den Nullerjahren wie die Heuschrecken über die Kinoleinwände herfallen.

Wenn schon, dann richtig, dachte sich also der Wiener Autor Harald Havas und gebar mit dem Comicprojekt ASH – Austrian Superheroes eine Handvoll Austro-Superhelden nach optischem US-Vorbild. Ein Produkt sogenannter "Glokalisierung": Thema und Stilistik werden am Globalen geschult, die Geschichten aber im Lokalen verortet und mit entsprechendem Kolorit versehen.

Die Austrian Superheroes gruppieren sich um Captain Austria Jr., einen muskelbepackten Wiener Bummelstudenten, dem nicht nur das Proseminar auf der Uni Sorgen bereitet; im rot-weiß-roten Cape versucht er nebenher auch noch in die übergroßen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Auch die anderen Figuren werden mit interessanten Lebensläufen ausgestattet. Lady Heumarkt etwa, die ihr Watschn-Handwerk und den entsprechenden Spruch bei den legendären Catchern am Wiener Heumarkt gelernt hat. Der Bürokrat und das Donauweibchen vervollständigen die Truppe, deren Mitglieder jedes individuelle Stärken und Schwächen hat.

Kirschgrau

Gemeinsam kämpfen die Tugendritter gegen das Böse in den Gassen von Wien, aber auch auf der Grazer Murinsel. In Seitensträngen werden die Geschichten einer früheren Superheldengeneration erzählt, die in den Wirren des Kalten Kriegs im Dienst der Supermächte operierte.

Parodie will man bewusst keine sein, der Humor der Hefte liegt aber im Detail, in den Orten, Begebenheiten, historischen Personen und der Sprache, die von Hochdeutsch über Wienerisch bis Steirisch alle Stückln spielt. Ansonsten gibt es Blut, Erotik, Action und Drama wie beim US-Vorbild.

Gestartet als Crowdfunding-Projekt, halten Havas und sein Team aus freiberuflichen Zeichnern, Illustratoren und Designern mittlerweile bei etwa 800 Abos und einer Auflage von 7000 Stück pro Ausgabe. Vier Hefte und zwei Testnullnummern sind 2016 erschienen, zuletzt auch als Taschenbuch-Sammelband.

Für 2017 hat man große Pläne: Ab Mitte Februar erscheint ASH im zweimonatigen Rhythmus, dazu kommen Sonderbände und Kooperationen mit deutschen Zeichnern, die ihrerseits deutsche Superhelden ins ASH -Universum einbringen sollen. Inhaltlich will man die etablierten Storylines vertiefen und auf weitere Orte ausdehnen: Schon bald kann man auch in Linz, Tirol oder im europäischen Ausland auf die Helden zählen. (Stefan Weiss, 15.12.2016)