Der zweite Entwurf für das Heumarkt-Areal wurde vom Fachbeirat für Architektur und Stadtgestaltung akzeptiert.

Foto: Isay Weinfeld&Sebastian Murr

Wien – Mehrere Stunden dauerte am Mittwochabend die Sitzung des Wiener Fachbeirats für Architektur und Stadtgestaltung. Vor allem die Entscheidung zu den neuen, adaptierten Plänen für die Neuentwicklung des Heumarkts inklusive 66-Meter-Luxuswohnturm war mit Spannung erwartet worden. Das offizielle Protokoll des zwölfköpfigen Expertenrats ist zwar noch nicht freigegeben, erfuhr der STANDARD aus dem Büro von Architekt Rüdiger Lainer. Der Juryvorsitzende berichtete aber über die Sitzung.

Demnach zeigte sich die Mehrheit der Beiratsmitglieder mit der Umarbeitung der Pläne zufrieden. Die zuletzt erhobenen Forderungen sehe das Gremium "grundsätzlich als erfüllt an", sagte Lainer. Die ursprünglichen Pläne für ein 73-Meter-Hochhaus hatte der Beirat vor einem halben Jahr noch als "problematisch" klassifiziert. Dessen gedrungene Massivität würde sich "der Einfügung in den Kontext entziehen".

Kritisiert wurden damals auch das Wegesystem und das Hereinragen der Eisfläche in den Straßenraum.

Diese Bedenken dürften nach der Überarbeitung der Pläne – der Wohnturm etwa wurde um sieben Meter reduziert – ausgeräumt worden sein. Zudem würde es am Areal zu einer Verbesserung des Status quo kommen. Denn dieser sei "derzeit nicht weltkulturerbewürdig", sagte Lainer. Er spielte damit auf Aussagen der österreichischen Unesco-Kommission an, wonach eine Aberkennung des Welterbeprädikats für die Wiener Innenstadt drohe.

Maximal 43 Meter

Laut Unesco sollen im Kerngebiet des Welterbes höchstens 43 Meter als maximale Bauhöhe erlaubt sein. Die nächste Sitzung der Unesco findet im Juli 2017 in Krakau statt. Laut der österreichischen Kommission könnte Wien schon dort auf die Rote Liste bedrohter Welterbestätten gesetzt werden. Das nun präsentierte Projekt folge "in keiner Weise den unmissverständlichen Vorgaben des Welterbekomitees der Unesco", sagte Präsident Wilfried Lipp in einer Aussendung.

Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner, der schon die ursprünglichen Heumarkt-Pläne als "Aushängeschild" für die Stadt bezeichnet hat, bleibt gelassen. Eine Aberkennung des Titels sei für Wien "kein Beinbruch", sagte er dem STANDARD. Der touristische Einfluss sei gering. Es sei überhaupt eine gute Frage, weshalb Wien um den Unesco-Schutz für die gesamte Innenstadt angesucht habe. "Ich kann das nicht nachvollziehen." (David Krutzler, 15.12.2016)