Glühwürmchen auf Beutefang.

Foto: Janek von Byern

Wien – Wie Sterne am Himmel leuchten tausende Glühwürmchen an der Höhlendecke der Spellbound Cave in Neuseeland. Janek von Byern von der Uni Wien faszinieren aber vor allem die klebrigen "Angelschnüre", die sie herabbaumeln lassen, um Mücken zu fangen. Mit Kollegen analysierte er den Klebstoff, der für der Holzindustrie interessant sein könnte. Die Studie erschien im Fachmagazin "Plos One".

Wie auch Spinnfäden bestehen die Schnüre der Glühwürmchen (Arachnocampa luminosa) aus Seide, so von Byern, der am Institut für Zoologie der Universität Wien und am Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie forscht. Die Spinnen produzieren ihre Fäden aber an den Hinterteilen, die Glühwürmchen mit ihren Mäulern. Unterschiede gibt es auch bei der Zusammensetzung der jeweiligen Klebstoffe.

Jener der Glühwürmchen besteht größtenteils aus Wasser, eine Kombination aus Harnstoff (Urea) und Eiweißstoffen macht ihn klebrig, erklärte der Forscher. "Bringt man die Fäden aus der Höhle mit ihren fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ins Freie, verschwinden die Tröpfchen, geht man damit wieder hinein, wachsen sie erneut an", erzählte der Forscher. Er vermutet, dass der Harnstoff die stark Wasser-anziehende (hygroskopische) Komponente im Glühwürmchenleim ist.

Gänzlich ungiftig

"In Kombination mit Formaldehyd war Urea früher ein sehr guter Holz-Klebstoff", so von Byern. Formaldehyd ist allerdings giftig und wurde 1990 in Österreich für Holzprodukte verboten. Die Glühwürmchen kombinieren Harnstoff indes mit einem Eiweißstoff und erzielen damit eine vorzügliche Klebewirkung. Es gäbe auch schon Interesse aus der Holz- und Papierindustrie für einen dem Glühwürmchenleim nachgeahmten Kleber, erklärte der Forscher. Denn dieser wäre einfach aufgebaut, sei wahrscheinlich günstig herzustellen und würde unter Bedingungen mit sehr viel Wasser schneller halten als Sekundenkleber im Trockenen.

Die Forscher konnten auch mit dem Mythos aufräumen, dass die Glühwürmchen ihre Opfer vergiften. In den klebrigen Tröpfchen sei nämlich kein Giftstoff, wie bisher angenommen, und die Mücken zappeln dafür auch noch zu lange in den Fäden, so von Byern. (APA, red, 15. 12. 2016)