Umzingelt von Google-Gebäuden steht unter der Adresse 1851 Charleston Road in Mountain View eine alte Scheune.

Foto: Google Maps

Wenn das Silicon Valley in den Medien vorkommt, geht es eigentlich immer um Technologie. Kein Wunder, haben doch zahlreiche große Unternehmen der Branche dort ihren Hauptsitz, zwischen selbstfahrenden Autos und Drohnen-Testflügen, kann man sich als Besucher dort schon einmal in die Zukunft versetzt fühlen. Doch diese Erzählweise ist ebenso naheliegend wie unvollständig, übersieht sie doch, dass in Palo Alto, Cupertino und Co. auch viele Menschen wohnen, die mit der Branche recht wenig am Hut haben – und die sich vom Tech-Boom eher bedroht sehen.

Ein gallisches Dorf

Ein gutes Beispiel für diese Diskrepanz ist die Familie Martinelli. Besitzt diese doch ein kleines Anwesen inmitten des Google-Campus im kalifornischen Mountain View, das vollständig von Gebäuden des Softwareriesen umzingelt ist, wie der britische Guardian berichtet. Laut Schätzung von Experten dürfte sich der Wert des rund 4.000m² großen Geländes mittlerweile auf rund fünf bis sieben Millionen US-Dollar belaufen, und doch wehren sich die Besitzer bisher standhaft gegen jegliche Angebote, und zwar aus Prinzip, wie man betont.

Vorgeschichte

Vor 70 Jahren sei die Familie Martinelli auf das Gründstück gezogen, und habe infolge Landwirtschaft betrieben, um die Erzeugnisse dann mit dem Lastwagen auf den Markt nach San Francisco zu bringen. Von dieser Geschichte der Region wolle man aber offenbar nichts mehr wissen: Wer in Mountain View Informationen zur Vergangenheit des Orts sammeln will, findet maximal noch das Computer History Museum, alle anderen Dinge würden schlicht ausgeblendet.

Prinzipien

Das Grundstück zu erhalten, ist insofern auch zu einer Grundsatzfrage für die Martinellis geworden. Selbst lebt man schon einige Jahre nicht mehr auf dem Anwesen, stattdessen wird das Gelände unter anderem an Künstler untervermietet, auch die alte Scheune, die die Familie bei ihrer Ankunft in den Vierziger Jahren erstellt hat, steht noch. Gemüse wird noch immer angebaut, sonst wirkt das Ganze aber eher verfallen.

Insofern fungiert das Gelände auch als Mahnung für all jene Google-Angestellten, die hier täglich mit den bunten Fahrrädern des Konzerns vorbeifahren. Denn nichts ist unvergänglich, auch jetzt scheinbar unschlagbare Riesen wie Google werden eines Tages fallen, und Platz für Neues machen müssen. (red, 16.12.2016)