Ein Oberschenkelhalsbruch kommt nicht immer wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

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In den letzten 25 Jahren konnte die Sterblichkeitsrate nach Oberschenkelhalsbrüchen von fast 50 auf etwa fünf bis sieben Prozent gesenkt werden. Die weniger gute Nachricht: Für Frauen über 50 ist die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches zu sterben, nach wie vor gleich hoch wie bei Brustkrebs.

Diese Rate könnte aber geringer sein, denn nicht immer muss ein plötzlich eintretendes Ereignis wie ein Sturz der knöchernen Substanz dermaßen zusetzen. "Manchmal kommen Patienten mit zunehmend schmerzhaftem Ziehen in der Leistengegend und mit unklaren Röntgenbefunden in die Ordination. Bei der weiterführenden CT-Untersuchung zeigt sich dann oft erst, dass der Oberschenkelhals gebrochen ist", sagt der orthopädische Chirurg Andreas Gfrerrer vom Evangelischen Krankenhaus Wien

Ein Oberschenkelhalsbruch kommt demnach nicht immer wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern ist Endstation eines immer stärker fortschreitenden Knochenschwunds. Gfrerrer: "Ein Sturz oder ein Unfall sind zwar klassische Auslöser für eine Oberschenkelhalsfraktur, aber bei manchen Patienten bricht der Knochen durch zunehmende Osteoporose auch langsam, sozusagen Schritt für Schritt. Da kann ein Stoß oder ein ganz leichter Sturz ausreichen, um den Schenkelhals endgültig durchzubrechen."

Einem Bruch gegensteuern

Erkennt man einen stark porösen Schenkelhals aber rechtzeitig, kann man einem Bruch gezielt gegensteuern. Ausreichende, medikamentöse Osteoporosebehandlung, viel Gehen und spezielle Gymnastik stärken die Knochen und fördern die Geschmeidigkeit des Körpers. Gezielte, regelmäßig ausgeführte Balanceübungen helfen, den Körper besser im Gleichgewicht zu halten und Stürzen vorzubeugen. Heute gibt es auch bereits spezielle Hüftprotektoren in Form von Miederwäsche, die an beiden Hüftseiten "Stoßdämpfer" eingebaut hat, die einen Sturz etwas abfedern. Ähnliche Hüftprotektoren tragen übrigens auch Torwarte beim Fußball, um das Verletzungsrisiko bei Abwehrparaden zu vermeiden.

Laut Statistik lässt nur rund ein Drittel aller Frauen zwischen 50 und 60 regelmäßig eine Knochendichtemessung machen. Daher wissen viele gar nichts von der sich anbahnenden Gefahr. "Erschwerend kommt hinzu, dass viele mit den Jahren zusätzlich zur Osteoporose auch an Arthrose oder gelenkszerstörender Polyarthritis leiden. Diese sind natürlich besonders gefährdet und sollten sich daher in zeitnahen Abständen kontrollieren lassen", empfiehlt Internist und Rheumatologe Peter Peichl.

Richtig vorbeugen

Rund 14.000 Österreicher erleiden jährlich einen Schenkelhalsbruch, der nahezu immer die Folge von Osteoporose ist. Denn diese macht sich nicht nur in der Wirbelsäule, sondern vorwiegend auch im Übergangsbereich zwischen Oberschenkel und Becken, also im Bereich der Hüfte, bemerkbar. Da mehr Frauen als Männer an Knochenschwund leiden, sind sie von dieser Verletzung auch fast doppelt so häufig betroffen. So lassen sich Brüche vermeiden:

  • Bewegung: Viel Gehen, Walken, Bergwandern oder Radfahren stärken die Knochen
  • Gymnastik und Dehnübungen fördern Beweglichkeit und Geschmeidigkeit
  • Regelmäßige Balanceübungen verbessern das Halten des Gleichgewichts und verringern das Stolperrisiko
  • Das Wohnumfeld von Stolperfallen befreien: Teppiche mit abstehenden Kanten, Spielzeug, Türschwellen, Elektrokabel oder Gartenschläuche provozieren Stürze
  • Spezialunterwäsche mit Hüftprotektoren kann stoßempfindlichen Hüftköpfe schützen
  • Noch vor dem 50. Lebensjahr sollte man eine erste Knochendichte-Messung machen lassen, um seinen Ausgangswert zu kennen und um bei späteren Messungen einen Verlauf zu erkennen.
  • Kalziumhaltige Nahrungsmittel sollten regelmäßig am Speiseplan stehen. (red, 16.12.2016)