Vor rund einem Monat war es für Facebook-Chef Mark Zuckerberg noch eine "verrückte Idee", dass Falschnachrichten in dem sozialen Netzwerk die US-Wahl beeinflusst haben könnten. Jetzt kündigt der Konzern harte Maßnahmen gegen sogenannte Fake-News an. Dass Zuckerberg ein Damaskuserlebnis widerfahren ist, darf bezweifelt werden. Vielmehr haben sich Spitzenpolitiker wie US-Präsident Barack Obama und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel öffentlich über Fake-News auf Facebook echauffiert, weshalb man nun unter Druck steht.

Die angekündigten Maßnahmen sind primär plakativer Natur. Nutzer sollen Nachrichten "melden", wenn sie diese als falsch erachten. Wie schlecht das funktioniert, ist bei Hasspostings zu sehen. Die österreichische Staatssekretärin Muna Duzdar beschwerte sich erst vergangene Woche über Facebooks Löschpraxis. Der zweite Ansatz gegen Fakes ist sinnfrei: Artikel, die Nutzer lesen, aber nicht an Freunde weiterleiten, sollen seltener auf Facebook angezeigt werden. Das zielt am Kern der Sache vorbei, denn die wichtigsten Fake-News-Geschichten wurden ja oft massiv verbreitet – im Unterschied zu nüchternen Artikeln.

Facebooks Pläne sollen für gute PR sorgen und Kritiker besänftigen – und nicht besonders effektiv sein. Womöglich ist das noch das geringere Übel: Denn wenn Facebook selbst entscheidet, was "wahr" und was "fake" ist, ist die Meinungsfreiheit ernsthaft in Gefahr.(Fabian Schmid, 16.12.2016)